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Bär Bruno ist tot

Der Mensch war das Problem


Die Hatz ist vorbei. Bär Bruno ist tot. Empörung und Entsetzen auf der einen Seite stehen Erklärungen und Begründungen gegenüber. Dabei kann man es drehen und wenden, wie man will - nicht Bruno war das Problem, sondern der Mensch. Der zwei Jahre alte Bär hat so gelebt, wie er es in seiner Kinderstube gelernt hat. Doch die war nicht so, wie sie sein sollte im Südtiroler Auswilderungsprojekt. Dort, in den ersten Monaten seines Lebens, hat er die Nähe zu den Menschen kennengelernt und die Scheu ihnen gegenüber verloren. In dieser Zeit sind die Grundlagen für sein für eine wildes Tier untypisches Verhalten gelegt worden.
Nur so ist zu erklären, dass er sich seine Mahlzeiten in Form von Schafen, Ziegen und Hasen aus Ställen in menschlichen Ansiedlungen holte. Dass der Tisch an solchen Orten reich gedeckt ist, hatte er früh gelernt.
Unbestritten barg diese Nähe zu den Menschen durchaus Gefahren. Und groß wäre der Aufschrei gewesen, hätte Bruno einer Menschenseele etwas zu Leide getan.
Der jetzt erfolgte Abschuss aber demonstriert letztlich die ganze Hilflosigkeit des Menschen. Ein Bär ist ja ganz nett, wenn er sich an die Spielregeln hält. Wenn nicht: Fangen oder töten, so lautet die klare Ansage. Äußerst merkwürdig dabei, dass die Jäger das Tier jetzt so plötzlich im Visier hatten, wo doch die Häscher so lange vergeblich hinter ihm her waren . . . Wolfgang Schäffer

Artikel vom 27.06.2006