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»Papa
Francesco«
ganz grande

Italien feiert Totti

Kaiserslautern (dpa). Grande Totti! Mit dem wichtigsten Elfmetertor seines Lebens hat Francesco Totti Italien in letzter Sekunde ins WM-Viertelfinale gegen die Ukraine geschossen und ein triumphales Comeback gefeiert.

»Papa Franceso rettet Italien«, bejubelte die »L'Unita« Italiens Sorgenkind nach dem 1:0-Achtelfinalsieg gegen Australien. Ausgerechnet der WM-Versager von 2002 und EM-Spucker von Portugal wurde zum Helden der Nation. Dass der fragwürdige Elfmeter (90.+5) wie ein ausgleichendes Geschenk für Marco Materazzis rote Karte (50.) erschien, tat dem Jubel keinen Abbruch. »Umgekehrt hätten wir allerdings ÝKomplottÜ geschrien«, gab die »Gazzetta dello Sport« zu.
Vier Monate nach seinem Wadenbeinbruch bescherte Totti den Azzurri mit seinem ersten WM-Tor auch eine gelungene Revanche an Australiens Trainer Guus Hiddink, der 2002 mit Südkorea die Italiener nach Hause geschickt hatte.
Trainer Marcello Lippi hatte seinen zuletzt müden Liebling zu Gunsten von Alessandro Del Piero erstmals auf die Bank gesetzt. Der Turiner aber enttäuschte und machte in der 75. Totti Platz, der für den Fall eines Ausscheidens »zu 90 Prozent seinen Rücktritt erklärt« hätte. »Forza, mach du es«, gab Andrea Pirlo dem Römer den Vortritt. Italien hielt den Atem an und dachte wie Lippi: »Jetzt bloß keinen Lupfer!« Der in Italien als Cucchiaio (»Löffel«) bezeichnete Lupfer über den liegenden Torwart ist Tottis Spezialität. »Ich habe dran gedacht, aber dann wären hier wohl einige gestorben«, gab der 29-Jährige zu.

Artikel vom 28.06.2006