27.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der erste Tiefpunkt
Hart
am
Ball

Von Klaus Lükewille  

Sollte das Ironie sein? Als die Partie zu Ende war, wurden die Zuschauer mit dem Hit »Football's coming home« aus dem Stadion verabschiedet. Eine alte deutsche Scheibe, die von den »Holzhacker-Buam« handelt, hätte besser zu dieser Begegnung gepasst, die den Namen »Spiel« nicht verdient hatte. Der Härte-Fall von Nürnberg.
Eine ebenso farbige wie brutale Auseinandersetzung zwischen Portugiesen und Niederländern. Vier Gelb-Rote. Acht Gelbe. Neue Bestmarke, denn so viele Karten wurden bei einem WM-Spiel noch nie gezückt. Es gibt Rekorde, die keiner braucht, die niemand will.
Wobei das Wort »Rekord« dazu überhaupt nicht passt. Steht aber trotzdem überall. Auch hier. Denn Rekorde sollten immer positive Bestleistungen sein, an diesem rot-gelben Tag in Nürnberg war jedoch viel zuviel negativ. Es ist leicht, jetzt nur über den sicherlich schlechten Schiedsrichter zu schimpfen. An dieser Partie, in der nicht nur der Ball getreten wurde, waren schließlich alle beteiligt. Die Kicker auf dem Platz, die von Minute zu Minute aggressiver aufeinander losgingen. Und die Trainer am Rand, die nicht eingriffen, um das immer feindlicher werdende Duell zu beruhigen.
Nein, statt dessen kamen vor allem von Luiz Felipe Scolari, aber auch von Marco van Basten Gesten und Proteste, die das ohnehin aufgeladene Klima weiter aufheizten. Der Härte-Fall von Nürnberg. Die WM hatte schon zahlreiche Höhepunkte. Das war der erste Tiefpunkt.

Artikel vom 27.06.2006