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Fan-Freude nach langem Leiden

Autokorsi nach spätem Triumph - Rekord in Nordrhein-Westfalen

Berlin (dpa). Aus dem tiefen Tal des Mitleidens zur enthemmten Freude: So ein heiß-kaltes Wechselbad der Gefühle wie am Freitag erlebten die Millionen Fußballfans auf den WM-Partymeilen noch nie.

Deutschlands K.o.-Sieg lässt das Märchen auch für die zunächst schockierten und in ihrer Euphorie gebremsten Fans nun doch weitergehen. Mit riesiger Spannung warteten die Fans am Abend auf den deutschen Halbfinalgegner, den Sieger des zweiten Viertelfinalspiels zwischen Italien und der Ukraine in Hamburg.
Ein einziger enthemmter Jubelschrei hallte durch das Land, als Lehmann im Elfmeterschießen zweimal sicher hielt. Die Fans sahen, wie sich auf der Ehrentribüne des Olympiastadions Kaiser Franz Beckenbauer und Kanzlerin Angela Merkel in den Armen lagen.
Nur Minuten nach dem Triumph von Berlin starteten in vielen deutschen Innenstädten Autokorsi mit ohrenbetäubenden Hupkonzerten. Der Kurfürstendamm wurde von der Polizei zur Partyzone erklärt. Jubel-Staus auch auf der Leopoldstraße in München-Schwabing, in Dortmund, Düsseldorf, Köln, Gelsenkirchen, Nürnberg, Magdeburg, Halle und Leipzig: Die Polizei drückte Augen und Ohren zu und ließ die fahnenschwenkenden, singenden und lachenden Fans bei ihrer Tour über die Boulevards und Plätze meist gewähren. In Hamburg wurde, wie gewohnt, die Reeperbahn für die Festivitäten dicht gemacht. Diese spezielle Meile und die Gegend rund ums Millerntor verwandelten sich binnen Minuten in einen lauten Hexenkessel.
Vor dem erwartet schweren Match gegen die starken Südamerikaner war alles so schön wie immer. Stunden vor dem Anpfiff begann der Ansturm; Stuttgart, Frankfurt, Hamburg, Dortmund meldeten fast zeitgleich: Die Fanfeste sind dicht. Ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer deckte auch wieder die größte deutsche Fanmeile auf der Straße des 17. Juni in Berlin zu. Nach Angaben des Senats waren ungefähr so viele Fans versammelt wie beim 2:0 über die Schweden, als es gut 750 00 waren. Erstmals mehr als eine halbe Million Menschen versammelte sich auf den Public-Viewing-Plätzen in Nordrhein-Westfalen. In mehreren großen Städten wurden Zuschauerrekorde gemeldet.

Artikel vom 01.07.2006