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»Ich hätte nie geglaubt, dass
ich so weit springen kann«

Leichtathletik: Claudia Tonn (LC Paderborn) startet beim Europacup

Paderborn (WB). Nach neuen Bestleistungen im Weitsprung (6,75 Meter) und Siebenkampf (6373 Punkte) startet Claudia Tonn vom LC Paderborn morgen beim Europacup in Malaga (Spanien) für den Deutschen Leichtathletikverband. Über Ziele und Erwartungen in einer Saison, deren Höhepunkt die Europameisterschaften in Göteborg (6. bis 14. August) sind, unterhielt sich die 25-jährige Leichtathletin mit Redakteur Hans Peter Tipp.
Konzentration vor dem Wettkampf: Claudia Tonn.

Haben Sie mit dem Traumwochenende gerechnet oder sich selbst überrascht?Claudia Tonn: Da muss man ganz ehrlich sein. Wir haben zwar auf dieses Wochenende hin trainiert, aber mit solch einer Steigerung hatten weder mein Trainer noch ich gerechnet. Ich bin zwar locker in den Wettkampf gegangen, weil ich in Götzis die EM-Norm bereits erfüllt hatte, aber dass es dann so gut läuft, hat auch mich überrascht.

Erklären Sie doch mal allen Leichtathletik-Laien, wie es zu einer solchen Leistungsexplosion kommt. Warum hat es in Ratingen so gut geklappt?Tonn: Das Wetter war einfach ideal, denn ich mag es, wenn es warm ist beim Wettkampf. Es war sehr wenig Wind, und die Zuschauer haben uns sehr gut unterstützt. Auch die Trainingsleistungen hatten zuvor bereits gestimmt. Wenn dann alles passt, stimmt am Ende auch das Resultat.

Welche Rolle spielt der Trainerwechsel zu Uwe Florczak, den sie vor der Saison vorgenommen haben?Tonn: Auf jeden Fall eine große Rolle. Ich kann die technischen Disziplinen mit meinem Trainer teilweise ganz allein üben, und wir liegen auch menschlich auf einer Wellenlänge. Die Trainingsatmosphäre ist super. Ich profitiere sehr von dieser Zusammenarbeit.

Zum Feiern bleibt aber keine Zeit. Morgen sind Sie bereits als Weitspringerin beim Europacup in Malaga gefragt. Was haben Sie sich für Ihren ersten Weitsprung-Auftritt in der Nationalmannschaft vorgenommen?Tonn: Ich bin ziemlich stolz, erstmals im Weitsprung nominiert worden zu sein. Jetzt muss ich erst einmal abwarten, wie ich mich nach dem Wettkampf von Ratingen regenerieren kann. Ich würde allerdings gern noch einmal die EM-Norm von 6,60 Meter übertreffen und mich damit sicher für Göteborg qualifizieren.

Was ist denn noch drin in ihrer Paradedisziplin?Tonn: Ich weiß es gar nicht. Als am Wochenende die 6,75 Meter aufleuchteten, war ich doch sehr überrascht. Ich habe nie daran geglaubt, dass ich mal so weit springen kann. Mein dritter Versuch in Ratingen lag übrigens bei 6,60 Metern - ohne dass ich das Brett überhaupt berührt habe. Die 6,80 Meter würde ich mir jetzt schon zutrauen, aber dafür muss dann auch einfach mal alles stimmen. Fünf Zentimeter hören sich zwar nicht nach sehr viel an, sind im Weitsprung aber eine ganze Menge.

Im Weitsprung einen Riesensatz, im Mehrkampf eine tolle Steigerung: Was macht Ihnen eigentlich mehr Spaß?Tonn: Klare Sache: der Mehrkampf. Ich werde auch immer wieder gefragt, ob ich mich nicht auf den Weitsprung spezialisieren möchte. Aber das steht überhaupt nicht zur Debatte. Im Moment lässt sich das wirklich sehr gut miteinander vereinbaren. Es gibt ja auch andere Beispiele, dass es funktioniert: Carolina Klüft, Eunice Barber und Kelly Sotherton sind alle tolle Weitspringerinnen, die das neben dem Siebenkampf mitlaufen lassen. Und deshalb werde auch ich erst einmal so weitermachen wie bisher.

Sie haben sowohl im Siebenkampf als auch im Weitsprung die EM-Norm übertroffen. Wissen Sie schon, ob sie auch in beiden Disziplinen in Göteborg an den Start gehen dürfen?Tonn: Das würde ich sehr gern, und es ist mir vom Verband auch schon signalisiert worden, dass man mich mit nur einer Normerfüllung mitnehmen würde. Eigentlich müsste ich die nationale Norm im Weitsprung - 6,60 Meter - noch ein zweites Mal bei einem anderen Wettkampf erfüllen. Auch deshalb würde ich das gerne in Malaga nachholen.

Wie werden Sie sich in den kommenden Wochen auf die EM vorbereiten?Tonn: Wir werden eigentlich alles so weitermachen wie bisher -Ê und natürlich noch einmal konzentriert an den Schwächen arbeiten: Kugelstoßen und Speerwurf.

Sind nach dem Europacup weitere Wettkämpfe vorgesehen?Tonn: Ich werde bei den deutschen Meisterschaften in Ulm im Weitsprung starten. Ansonsten gilt meine volle Konzentration der Europameisterschaft in Schweden.

Artikel vom 28.06.2006