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Im »Rabiator«
rasant zu Tal
und zum Sieg

1. Sparkassen Seifenkisten-Derby

Von Sabine Schulze (Text)
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Ich bin wichtig«, lautete die Aufschrift auf der Seifenkiste, mit der Oberbürgermeister Eberhard David zu Tal donnerte. Die grüne Bezirksvorsteherin Hannelore Pfaff ließ sich davon nicht anfechten: Sie nahm dem Stadtoberhaupt - rhythmisch schaukelnd, um Schwung zu holen - bis zum Ziel gut 15 Meter ab. Knüppel habe sie ihm aber nicht in die Bahn geworfen, so David.

Mit dem Politiker-Rennen (ohne Wertung) ist am Samstag das 1. Sparkassen Seifenkisten-Derby Bielefeld im Johannistal, das seit Freitag gesperrt war, gestartet. Damit kehrte nach 34 Jahren wieder ein Klassiker zurück. 53 flotte Kisten aus Bielefeld und Umgebung gingen am Samstag im Firmen- und Einzel-Cup auf die Strecke, 80 Vehikel aus dem ganzen Land maßen sich am Sonntag, als es um die Stadtmeisterschaft und die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft, die im August bei Monschau stattfindet, ging. Qualifiziert dafür ist, wer in verschiedenen Rennen genug Punkte gesammelt hat.
Während am zweiten Tag also die Windschnittigkeit der Kisten eine große Rolle spielte und die jugendlichen Fahrer wie ein Rodler liegend ihr Gefährt steuerten, zählte am Samstag - zumindest für das Publikum - besonders der Spaß an den zum Teil sehr originell gestalteten Seifenkisten. Schließlich wurde bei ihnen in der B-Note auch die Schönheit bewertet. »Eine Chance für Exoten« forderten Nils Twelmeier, Jan Nordmeyer, Jan Willecke und Stefan Sprick-Schütte, die mit Rasta-Perücken als »Jamaica II« (mit aufgemalter Hanfpflanze) zu Tal fuhren. »Wild energy« ließen die Stadtwerke erwarten: Wild war vor allem das Outfit der Fahrer (mit Büffel-Helm und Fell), Energie versprühte die Kiste beim gemächlichen Start nach hinten. Ein Plastik-Huhn am Kühlergrill zeugte von bereits absolvierten rasanteren Fahrten.
Vier Durchläufe gab es für jede Kiste, mal auf der Außen- mal auf der Innenbahn, die einen leichten Vorteil bedeutete. Die schnellste Fahrt legte ein Mädchen hin: Melissa Hummels schaffte die 390 Meter in 53,05 Sekunden. Den Sieg im Einzel-Cup aber holte sich nach vier Rennen Philipp Götz im feuerroten »Familienflitzer«. Platz 2 ging an das Teutobox Racing Team der Stapenhorstschule, Rang 3 an Timo Strucke aus Stromberg.
Bronze errang im Firmen-Cup die »Extra-Power« von Miele im überdimensionierten chicen Staubsauger, Silber holte sich die »Schotterkiste« der Sparkasse. Gold schließlich ging an den »Rabiator« von Radio Bielefeld. Das Team hatte sich auch gleich medizinische Betreuung mitgebracht: Uta Brömelmeyer als Krankenschwester hörte vor dem Start das Herz der mit Hahnenkamm-Helm bewehrten Fahrer ab.
Den Schönheitspreis sprach das Publikum der »Teutobox« der Stapenhorstschüler zu: einer Kiste deren Bemalung Wald und Tiere des Waldes zeigte. Knapp dahinter der »Rollrasen« der Fachhochschule: eine blumige Wiese, gekrönt von einem Maulwurfshügel, aus dem »Grabowski« herauslugte.
An den beiden Renntagen säumten etwa 10 000 Schaulustige die 390 Meter lange Strecke, genossen die Chance zum Familienausflug mit Attraktionen und erfreuten sich an der fröhlichen, entspannten Atmosphäre. So mancher hatte Campingstühle mitgebracht, die Halb-Profis gar Sonnenzelte. Für Essen und Trinken war gesorgt, auf der Bühne gab's Boogie Woogie, Blues und Soul, als »Walking Acts« waren die »Walking Hats« und das Jazz-Sündikat unterwegs.
Nach den Sommerferien, so Dr. Annette Klinkert von Bielefeld Marketing, werde entschieden, ob es auch im kommenden Jahr ein Seifenkisten-Deby geben wird. Die Fahrer jedenfalls waren durchweg begeistert. Und Unfälle gab es auch nicht.

Artikel vom 26.06.2006