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USA wollen Truppen im
Irak drastisch verringern

Maliki legt Plan zur nationalen Versöhnung vor

Washington/Bagdad (dpa). Die USA wollen die Zahl ihrer Truppen im Irak schon von Spätsommer an reduzieren und bis Ende 2007 insgesamt fast 30 000 Soldaten abziehen.Regierungschef Nuri al-Maliki will die Gewalt im Land eindämmen.
Das berichteten gestern die »New York Times« und der Fernseh-Sender NBC. Der jetzt diskutierte Abzug bis Ende nächsten Jahres sei damit umfangreicher als bislang angenommen.
So soll die Zahl der Kampfbrigaden von derzeit 14 bis auf 5 oder 6 reduziert werden, wenn die Sicherheitssituation dies zulasse, zitierten die Medien aus einem vertraulichen Papier des Oberkommandierenden der US-Streitkräfte im Irak, General George Casey. Damit ginge die Zahl der US-Soldaten von derzeit 130 000 um mindestens 28 000 zurück. Mit dem Abzug der Kampfbrigaden könnten auch die Versorgungseinheiten verringert werden.
Casey war am Freitag in Washington zu einer Strategiesitzung mit US-Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zusammen gekommen. Nach seinem Plan sollen zunächst zwei der Kampfbrigaden, deren Einsatz im August oder September endet, nicht ersetzt werden.
Wie NBC berichtete, wollte Casey diese erste Rückzugsphase vergangene Woche bereits ankündigen, verzichtete darauf aber, um zunächst noch einmal die irakische Regierung zu konsultieren. Casey hatte schon einmal den Abzug von bis zu 40 000 Soldaten bis Ende dieses Jahres ins Auge gefasst. Das wurde angesichts der ausufernden Gewalt verworfen.
Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat einen Plan zur nationalen Versöhnung vorgelegt, um die Gewalt im Land einzudämmen und den offenen Ausbruch eines Bürgerkriegs zu verhindern. Al-Maliki stellte seinen 28 Punkte umfassenden Plan gestern im Parlament in Bagdad vor. Er sieht eine Entwaffnung der Milizen, eine Amnestie für einige der 28 000 Häftlinge im Land und einen Dialog mit Teilen der sunnitischen Aufständischen vor.
Al-Malikis Regierung - die erste ständige seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein 2003 - ist seit zwei Monaten im Amt.
Al-Maliki hofft, die Sicherheitslage im Land durch einen Dialog mit bewaffneten Gruppen in den Griff zu bekommen. Allerdings sollten diejenigen, »an deren Händen das Blut von Irakern klebt«, vor Gericht gestellt werden, erklärte Al-Maliki. Derzeit läuft bereits ein Programm zur Entlassung von 2500 Häftlingen. Al-Malikis Stellvertreter, der Sunnit Salam al-Subai, erklärte, der Plan wäre »offener, wenn alle Religions- und Stammesführer« einbezogen würden.
Eine von El-Kaida geführte Extremisten-Gruppe im Irak hat nach eigenen Angaben vier Anfang Juni entführte Mitarbeiter der russischen Botschaft getötet. Im Namen des Mudschahidin-Schura-Rats wurde gestern eine Erklärung im Internet veröffentlicht, der eine Video-Aufzeichnung beigefügt war. Darauf war zu sehen, wie zwei Extremisten einen Mann köpfen und einen zweiten erschießen. Zudem war eine weitere, enthauptete Leiche zu erkennen. Insgesamt seien vier russische Diplomaten getötet worden, hieß es in der Erklärung.

Artikel vom 26.06.2006