26.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die WM findet nur
noch im Westen statt


Ach, Bach! Es ist jetzt vorbei. Ab sofort stehen keine komischen Menschen mit grünen Hemden und großen Hüten mehr vor deinem Denkmal und lassen sich fotografieren. Die Mexikaner mit den Sombreros und die Argentinier mit den blau-weißen Trikots sind verschwunden. Johann Sebastian Bach hat auf dem Platz an der Thomaskirche wieder seine Ruhe.
Das Finale wurde zu einer rauschenden Fiesta. Argentinien gegen Mexiko, der Höhepunkt. Leipzigs Zentral-Stadion war bei fünf Partien ein zentraler WM-Schauplatz. Auch die Niederländer, die Franzosen und die Spanier traten hier auf. Doch von sofort an findet die Endrunde nur noch im Westen statt. Bach ist wahrscheinlich egal, dass die Musik jetzt woanders spielt. Aber die Bürger dieser ehemaligen Fußballhochburg - der VfB Leipzig war der erste deutsche Meister - sind schon ein bisschen traurig.
Denn demnächst kickt wieder nur noch Sachsen Leipzig in der neuen Arena. Doch nie und nimmer vor 43 000 Zuschauern. Und garantiert nicht in einer solchen Atmosphäre wie beim Duell Argentinien gegen Mexiko. Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder. Doch so ganz ist die WM ja noch nicht vorbei. Auch wenn die Kugel nicht mehr in Leipzig rollt: Der Sachse bleibt am Ball. Die Fan-Feste gehen weiter, der Videowand-Platz vor der Oper wird am Freitag hundertprozentig wieder voll besetzt sein, wenn Deutschland auf Argentinien trifft. Am Samstag, beim Duell gegen Schweden, wurden schon 90 Minuten vor den 90 Minuten die Türen geschlossen: ausverkauft.
Das WM-Fieber hat diese Stadt schon vor Wochen erfasst. Sogar beim Thomanerchor werden höhere Temperaturen gemessen. Die Chorknaben mögen den Kick. Deshalb änderte der sonst so strenge Leiter eigens die Übungszeiten. Wenn gespielt wird, wird nicht gesungen. Ach, Bach! Was hättest du dazu gesagt? In diesen verrückten Tagen ist in deinem Leipzig eben alles anders. Klaus Lükewille

Artikel vom 26.06.2006