27.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Für Nerven-Notfall gerüstet

Bundestrainer vertraut auf ein »Team mit Gefühl«


Berlin (WB/fwk). Wie die WM auch sein kann, demonstrierten Portugiesen und Holländer in einem beispiellos geführten Abnutzungskampf. Ach, wie gut hatten es da die Deutschen! Machten zwei fixe Tore. Aus die Maus. Mit knallhartem Achtelfinale war da nicht mehr viel. Schweden ist gestern nach Hause gereist.
Die DFB-Auswahl darf weiterspielen. Die Betonung liegt auf »spielen«, aber es ist nicht ganz auszuschließen, auch mal in etwas verwickelt zu werden, das die Sicherungen überstrapaziert. »Das sind Spiele, in denen es bis auf die Spitze getrieben wird«, weiß Jürgen Klinsmann von seiner Teilnahme an sechs EM- und WM-Endrunden. Stiefel schnüren oder Sachen packen - da fliegen die Fetzen. Unvergessen ist auch für Klinsmann das Achtelfinale 1990 gegen die Holländer, als Rijkaard für eine Sekunde eine Artverwandschaft mit dem Lama entdeckte und Völler bespuckte.
Der Bundestrainer hat als Spieler schon eine Tonne eingetreten. Sie war aus Pappe, sonst wäre es vielleicht zu einer Fußprellung gekommen. Damals hatte eine Auswechslung Klinsmann wütend gemacht. Wenn das alles ist.
Als Trainer hat er einen klugen Rat parat: »Die Spieler sollten sich im Griff haben und kontrolliert bleiben.« Klinsmann sagt, dass seine Mannschaft für Nerven-Notfälle bestens präpariert sei. »Sie hat ein Gefühl dafür entwickelt, was diese WM bedeutet. Das ist etwas Einmaliges, das setzt man nicht leichtfertig aufs Spiel.«
Dazu gehört eben außer dem hartnäckigen Bestreben, noch nicht das schöne Zimmer im Schlosshotel räumen zu müssen, auch die Einsicht, es bloß keinem Gegner heimzuzzahlen. Auch wenn der es verdient hätte.
»Ausschließen kann ich gar nichts«, räumt Klinsmann aber ein, weil er zwar Spieler war, jedoch kein Spieler mehr ist: »Man steckt nicht drin in den Köpfen.«

Artikel vom 27.06.2006