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Poldi trifft und Bielefeld feiert

6000 Fans bejubeln auf dem Jahnplatz den Einzug ins WM-Viertelfinale

Von Michael Schläger und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). 6000 begeisterte Fans feierten Samstag Abend auf dem Jahnplatz den Einzug der deutschen Mannschaft ins WM-Viertelfinale und den Sieg über die Schweden. Bielefelds zentraler Platz wurde drei Stunden für den Autoverkehr gesperrt. Auf dem Niederwall formierte sich ein Autocorso mit mehr als 100 Fahrzeugen.

Warmmachen: Gegen 16.15 Uhr betreten Poldi, Miro & Co. erstmals den Stadionrasen in München. Bei Mr. Wash an der Eckendorfer Straße in Bielefeld, wo sich sonst samstags zu dieser Stunde die Autos zur Wäsche drängeln, ist es bereits übersichtlich leer.
Anpfiff: In der Bielefelder Innenstadt sind die letzten mit Hut, Fahne oder schwarz-rot-goldenem Irokesen-Haarteil ausstaffierten Fans unterwegs, um zusammen mit Freunden und Bekannten das Spiel anzuschauen.
5. Minute: Poldi schießt in München das 1:0. Die Fans im Saal 2 des Cinestar, wo die Spiele auf einer Großbildleinwand übertragen werden, hält es nicht mehr auf ihren Plätzen. Ein gewaltiger Jubelschrei aus 230 Kehlen. Kaum hat sich der Saal beruhigt, trifft Poldi in der 12. Minute schon wieder.
35. Minute: Der Schwede Teddy Lucic sieht Gelb-Rot, muss vom Platz. »Richtig so!« und »Das war fällig«, kommentieren die Fußballbegeisterten im »Milestones« an der August-Bebel-Straße die Schiedrsichterentscheidung. Sie drängen sich bis auf den Bürgersteig, um noch einen Blick auf die im Biergarten aufgestellte Leinwand zu erhaschen.
Halbzeit: Klinsi gibt seinen Jungs in der Kabine den letzten Motivationsschub, obwohl sie den eigentlich gar nicht mehr nötig haben. Stephan Walther, Marketingchef bei Ikea in Bielefeld, stellt schon mal die Klappstühle, Modell »Jeff«, bereit. Das schwedische Möbelhaus hat seinen Kunden beim »Midsommar«-Shopping versprochen, die praktischen Stühle im Fall eines deutschen Sieges für einen Euro zu verkaufen. »Und so wird's ja wohl kommen«, meint Walther.
52. Minute: Muss aber nicht. Die Schweden bekommen nach einem Foul von Metzelder einen Elfmeter, doch Larsson verschießt. Da sind auch die Zuschauer, die das Spiel in einem Café im Jahnplatztunnel verfolgen, kurzzeitig aufgeregt. Ansonsten herrscht dort eher vornehme Zurückhaltung.
Abpfiff: Doch damit ist »über der Erde« jetzt Schluss. Nur Minuten nach Spielende strömen die ersten Fans auf den Jahnplatz, der sich zusammen mit den angrenzenden Straßen in Bielefelds Fanmeile und ein Meer von Schwarz-Rot-Gold verwandelt.
»Dritte Halbzeit«: Jetzt wird ausgelassen gefeiert. »Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin«, schallt es über den Platz. Nur Johnny, der sich eine schwedische Fahne umgebunden hat, ist traurig. Dana, Eileen und Kathrin trösten ihn auf ihre Weise: Mit einem Küsschen.
Verlängerung: Gegen 22.30 Uhr wird der Jahnplatz wieder für den Autoverkehr freigegeben. Zuvor musste er allerdings von reichlich Glasscherben und Unrat befreit werden. Die Kehrseite des Jubels. Die Bilanz der Polizei: 90 Beamte im Einsatz, nur drei Fans mussten vorübergehend in Gewahrsam genommen werden.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Beim Viertelfinale am Freitag wird mit noch mehr Fan-Andrang in der City gerechnet.

Artikel vom 26.06.2006