27.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hätten Sie's gewusst?

Der Kantersieg scheucht die Hühner auf


Bielefeld (WB/mzh). 10:1 fertigte Ungarn einst El Salvador ab - der höchste WM-Sieg aller Zeiten, aber das ist jetzt auch schon 24 Jahre her. Bei dieser WM sind mit Ausnahme des argentinischen 6:0-Sieges gegen Serbien-Montenegro Torschwemmen ausgeblieben, und in den K.o.-Runden, in denen stets die Angst mitspielt, dürfte sich daran nur wenig ändern - einleuchtende Gründe dafür, das der Begriff des »Kantersiegs« allmählich verschwindet.
Das englische Substantiv »canter« beschreibt eine Gangart von Pferden, ein Mittelding zwischen Trab und Galopp. Im »Canterbury Gallop«, kamen einst die Mönche der englischen Bistumsstadt angesprengt. Ebenso unbeschwert und leichtfüßig, ebenso mühelos siegt, wer »at a canter« gewinnt.
Das »Deutsche Wörterbuch« der Brüder Grimm kennt auch deutsche Wurzeln: Der »Kanter« war mal eine Holzlatte im Weinregal. Im alten Ostpreußen bedeutete »kantern« das Durcheinanderwerfen von Haushaltsgerät. Und Hühnergeflügel »kanterte« (»sang«) einst den lieben langen Tag. Logisch: Mannschaften, denen man dauernd die Bälle unter die Querlatte drischt, gleichen aufgescheuchten Hühnerhaufen ohne jede Ordnung, die spätestens in der Kabine herumkrakeelen.

Artikel vom 27.06.2006