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»El Niño« macht seine Reifeprüfung

Fernando Torres ist Spaniens Antwort auf Englands David Beckham

Hannover (dpa). Mit seinem Sommersprossengesicht sieht Fernando Torres immer noch aus wie ein kleiner Junge. Aber »El Niño«, wie er daheim in Spanien genannt wird, ist erwachsen geworden.

Der 22-jährige Madrilene hat bei seiner ersten WM die Reifeprüfung abgelegt und den internationalen Durchbruch geschafft. In drei Vorrundenspielen erzielte er drei Treffer, nur einen weniger als Miroslav Klose. Nun will er dem Stürmer von Werder Bremen die Krone des Torschützenkönigs der WM streitig machen.
Ebenso wie Klose weckte der Profi von Atlético Madrid bei der WM die Begierden der großen Vereine. Chelsea, Manchester United, AC Mailand und Real Madrid sollen Interesse bekundet haben. Atlético-Präsident Enrique Cerezo fürchtet um den unumstrittenen Superstar des neunmaligen spanischen Meisters. »Torres steht nicht zum Verkauf«, betonte der Clubchef genervt. »Sein Vertrag läuft bis 2008. Wer ihn haben möchte, muss 90 Millionen Euro zahlen.«
Torres hatte vor kurzem erklärt: »Ich würde nie zu Real wechseln.« Heute gibt er sich bedeckt: »Ich denke jetzt nicht an solche Dinge. Nach der WM sehen wir weiter.« Der Stürmer nutzte die Chance, international auf sich aufmerksam zu machen. Im Verein ist ihm diese Möglichkeit verbaut, weil Atlético sich für keinen europäischen Wettbewerb qualifizierte.
Seit Jahren ist Torres das Juwel des Vereins. Er ist der Hoffnungsträger der Atlético-Fans. Dabei ist der 1,83 Meter große Stürmer eigentlich kein Torjäger. Er ist wendig und schnell, lässt sich ins Mittelfeld zurückfallen und weicht auf die Flügel aus. »Wenn man ständig unterwegs ist, bieten sich nicht so viele Torchancen. Wer 50 Meter in den Strafraum sprintet, ist nicht frisch.«
Torres ist aber nicht nur wegen seines fußballerischen Könnens ein Star, sondern auch wegen seines Aussehens. Mit seinen blonden Haaren und dem Faible für Modisches ist er Spaniens Antwort auf David Beckham und Cristiano Ronaldo. Kaum eine anderer Fußballername wird im Internet so oft abgerufen wie der von »El Niño«. »Ich bin zwar kein Brad Pitt, aber mit Mädchen habe ich keine Probleme«, sagte Torres, der bis vor kurzem noch bei seinen Eltern lebte. Ein zweiter Beckham will er nicht sein. »Mein Privatleben ist mir heilig.«
Als Schüler war er Atlético beigetreten, wurde mit Spanien U16- und U19-Europameister und debütierte mit 17 Jahren als Profi. Trotz seiner Jugend avancierte Torres sofort zum Führungsspieler, denn Atlético kickte damals in der Zweiten Liga. Sein Trainer war Luis Aragonés.

So spielen sie
Spanien: 1 Casillas - 15 Sergio Ramos, 22 Pablo, 5 Puyol, 3 Pernía - 14 Xabi Alonso, 18 Fàbregas, 8 Xavi - 7 Raúl, 21 Villa, 9 Torres
Frankreich: 16 Barthez - 19 Sagnol, 15 Thuram, 5 Gallas, 3 Abidal - 4 Vieira, 6 Makelele - 10 Zidane, 7 Malouda (22 Ribéry) - 20 Trezeguet, 12 Henry
Schiedsrichter: Rosetti (Italien)
bisherige Duelle: 11 - 6 - 10

Artikel vom 27.06.2006