27.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Elfmeter entscheiden
erbärmliches Spiel

Nervenstarke Ukrainer treffen drei Mal vom Punkt

Von Klaus Lükewille
Köln (WB). Es war das Achtelfinale der Außenseiter, Eidgenossen gegen WM-Neuling. Und die Ukrainer setzten sich in Müngersdorf gegen die Schweizer im ersten Elfmeterschießen der WM 2006 mit 3:0 (0:0,0:0,0:0) durch.

In der Ukraine hatte man auf ganz besonders andere Motivationsmittel gesetzt: Geld sollte da die Tore machen. Der Einzug ins Viertelfinale ist für die Spieler so lukrativ wie ein Einbruch in eine gut gefüllte Bank gewesen.Beide Mannschaften waren in der Defensive ersatzgeschwächt. Bei den Schweizern fehlte in der Innenverteidigung der bislang überragende Arsenal-Akteur Philippe Senderos, der wegen einer ausgekugelten Schulter von Johan Djourou ersetzt wurde. Für den war die Partie nach 34 Minuten beendet, als er durch Stephane Grichting ersetzt wurde. Auf der Gegenseite musste Zuchtmeister Oleg Blochin, Europas Fußballer des Jahres 1975, auf die Gelb-gesperrten Andrej Rusol und Wjatscheslaw Swiderski verzichten.
Davon profitierte die Kuhn-Kombo aber zunächst nicht. Eher von den Stimmungsproblemen im Sturm der Ukrainer. Der Neu-Chelsea-Stürmer Andrej Schewtschenko und der Noch-Leverkusener Andrei Woronin tauschten vor Schweiz-Schlussmann Pascal Zuberbühler vor allem verbale Unfreundlichkeiten aus. Die Folge: Die erste Torchance hatten die Eidgenossen. Raphael Wicky (HSV) scheiterte in der 14. Minute mit seinem Distanzschuss aber an Keeper Olexander Schowkowski.
Doch die Abstimmungsdispute beim ukrainischen Duo ebbten ab, und nur die Latte sicherte in der 20. Minute die sichere Zuberbühler-Bank gegen Schewtschenko. Ausgleichende Gerechtigkeit: Auch der WM-Neuling konnte auf Metall bauen - Alexander Frei zielte nicht gut genug. Und bis zur Halbzeit blieb es ein zähes Ringen ohne Zählbares. Mit Pfiffen, Rufen nach Lukas Podolski und dem Lied »Ohne Holland fahren wir nach Berlin« wurden die Teams in die Kabinen verabschiedet.
Auch in Durchgang zwei wurde die Begegnung nicht besser. Im Gegenteil. Es blieb das schlechteste Spiel der WM. Der Sechzehner wurde immer mehr zur Bannmeile. Auch ein Schewtschenko-Geistesblitz in der 67. Minute und ein Gussin-Kopfball (74.) erleuchtetem die Mienen der Zuschauer nicht lange. Nach der regulären Spielzeit und der ebenfalls torlosen Verlängerung waren die Pfiffe der Zuschauer sogar noch lauter.
Bitter für die Schweiz: Sie hatten kein Tor während der WM aus dem Spiel heraus kassiert, war eine ganz sichere Bank, traf allerdings gestern auch nicht ein Mal ins Tor des Gegners.
Schweiz: Zuberbühler - Philipp Degen, Müller, Djourou (33. Grichting), Magnin - Barnetta, Vogel, Wicky - Cabanas, Yakin (64. Streller) - Frei (117. Lustrinelli)
Ukraine: Schowkowski - Gussew, Waschtschuk, Nesmatschni - Gussin, Timostschuk, Schelajew, Kalinitschenko (75. Rotan) - Worobej (93. Rebrow) - Woronin (111. Milewski), Schewtschenko
Schiedsrichter: Archundia (Mexiko)
Zuschauer: 45 000
Elfmeter: Zuberbühler hält gegen Schewtschenko, Schowkowski hält gegen Streller, 0:1 Milewski, Barnetta an die Latte, 0:2 Rebrow, Schowkowski hält gegen Cabanas, 0:3 Gussew

Artikel vom 27.06.2006