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Iran droht erneut mit
Öl-Stopp als Waffe

Steinmeier appelliert an Führung in Teheran

Teheran (Reuters). Im Konflikt um das iranische Atomprogramm hat die Regierung in Teheran erneut damit gedroht, seine Öl-Exporte als Waffe gegen den Westen einzusetzen.

»Ich denke, zur Öl-Waffe zu greifen wäre für den Iran förderlich, sollte er bedroht werden«, sagte Ölminister Kasem Wasiri-Hamaneh gestern. Unter normalen Umständen sei dies jedoch undenkbar und entspräche nicht der Politik des Irans. Mehrere hochrangige iranische Vertreter hatte in diesem Monat bereits damit gedroht, das Land könnte seine Öl-Exporte notfalls verringern oder einstellen.
Der Atomkonflikt zwischen dem Westen und dem Iran hat sich in den vergangenen Monaten zugespitzt. Der Westen vermutet, dass die Islamische Republik unter dem Deckmantel einer zivilen Nutzung ihres Atomprogramms Nuklearwaffen entwickeln will. Das Land hat dies stets bestritten.
Wasiri-Hamaneh erklärte, er bezweifle die Effektivität derartiger Maßnahmen. Sanktionen würden dazu führen, dass der ohnehin hohe Ölpreis möglicherweise über 100 Dollar pro Barrel steige (ein Barrel sind 159 Liter). Derzeit liegt er bei 70 Dollar. Der Iran ist der weltweit viertgrößte Ölexporteur.
Bei einem Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Manuchehr Mottaki appellierte am Samstag in Berlin Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) an Teheran, »sehr schnell« die Aktivitäten zur Urananreicherung zu stoppen. Steinmeier machte deutlich, dass nur bei einem Stopp die internationale Staatengemeinschaft bereit wäre, in die eigentlichen Verhandlungen mit Teheran über das Angebotspaket einzutreten, das die fünf Vetomächte im Weltsicherheitsrat und Deutschland vorgelegt hatten. Eine Ablehnung des Angebots würde die internationale Isolierung des Iran zur Folge haben.

Artikel vom 26.06.2006