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Die Schweden verbeugen sich tief

Trotz ihrer Routine wurden die Lagerbäck-Spieler in München überrollt

München (dpa). Schweden verbeugt sich tief vor der Klinsmann-Elf. »Nie zuvor ist eine schwedische Nationalmannschaft dermaßen überfahren, verprügelt, und in Grund und Boden gespielt worden«, schrieb »Aftonbladet«.

Von der eigenen Mannschaft hatten die Kritiker vor allem Trainer Lars Lagerbäck und den verschlafenen Auftakt im Visier. »Wir sind eigentlich so routiniert, dass uns so was nicht passieren darf«, meinte Fredrik Ljungberg über die ersten 15 Minuten. Der Mittelfeldmann von Arsenal London hatte schon vor dem Spiel gegen Deutschland intern das betont vorsichtige Taktieren Lars Lagerbäcks heftig kritisiert.
Der Trainer schien im Gegensatz zu seinen Landsleuten keinen Alptraum erlebt zu haben: »Das war ein Zusammenwirken von Pech und starkem Willen des deutschen Teams.« Dass der 58-Jährige die Niederlage als Resultat von »Zufälligkeiten«, »unglücklichen Toren« und eben »Pech« schönzureden versuchte, dürfte ihn die letzten Sympathien gekostet haben. Er sagte aber: »Ich habe einen Vertrag bis 2008 und werde nicht kündigen«.
Eigenwillig äußerte sich auch Zlatan Ibrahimovic: »Wir können stolz auf das Erreichte sein.« Dabei hatten die Blau-Gelben eigentlich nur eine Halbzeit lang beim Gruppenspiel gegen England (2:2) überzeugt. Ibrahimovic selbst wurde ebenso zu einem WM-Flop wie Sturmkollege Henrik Larsson.
Der von dem 35-Jährigen als trostloser Abschied von der großen Fußballbühne in den Münchener Himmel gejagte Elfmeter fügte sich in das Gesamtbild von Missmut, schlechter Stimmung und wenig Harmonie: Gegen alle Gepflogenheiten bereitete Lagerbäck seine zweite Auswechslung in der 52. Minute vor, als Larsson zum Strafstoß antrat, dessen Verwandlung die 0:2 zurückliegenden Skandinavier noch einmal ins Spiel gebracht hätte.
»Ich hoffe, das hat ihn nicht in seiner Konzentration gestört«, meinte der Coach. Larsson zeigte auch im Augenblick der Niederlage innere Distanz: »Fußball ist ein Spiel, in dem es um Tore geht. Ich hab keins geschossen.«

Artikel vom 26.06.2006