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Postbank schließt 1000 Schalter

Kündigungswelle: Private Agenturen bieten keine Geldgeschäfte mehr an

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). In 1000 der bundesweit 7500 privaten Postagenturen werden von 2007 an keine Leistungen der Postbank mehr angeboten. Das hat am Freitag der Postagenturnehmerverband Deutschland (Pagd) angekündigt.

Die Deutsche Post AG habe bereits im März damit begonnen, den Betreibern der Agenturen entsprechende Auflösungsverträge im Hinblick auf die Finanzdienstleistungen anzubieten, sagte Pagd-Bundesvorsitzender Torsten Modery am Freitag dieser Zeitung. Wer nicht unterschrieben habe, habe die Kündigung zum Jahresende bekommen. Den Betreibern werde damit ein Drittel ihrer Verdienstmöglichkeiten genommen. Modery spricht von einer ersten Kündigungswelle, der weitere folgen würden. Langfristig würden nur noch 4500 Agenturen Postbank-Leistungen anbieten.
Bei ihren Kündigungen gehe die Post aber nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten vor. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sei bereits damit begonnen worden, im Umkreis von 15 bis 20 Kilometern umsatzstarker posteigener Filialen den privaten Partnern die Postbankgeschäfte wegzunehmen. Modery: »Es gibt Fälle, in denen Postagenturen mit zwei bis drei Kundenschaltern und 200 Geldtransaktionen am Tag die Kündigung erhalten haben.« Die Post wolle auf diese Weise lästige Konkurrenz loswerden.
Wie berichtet, hat die Post in diesem Jahr ihr Filialnetz neu geordnet. 1172 eigenbetriebene Postfilialen wurden dem Unternehmensbereich Brief zugeschlagen, die 850 umsatzstärksten Filialen, die sogenannten Center-Filialen, wurden von der Postbank übernommen. Modery geht davon aus, dass es im Umkreis von bis zu 20 Kilometern um alle 850 neuen Postbankfilialen in Zukunft keine Postbankgeschäfte in privaten Agenturen mehr geben wird. In OWL gibt es 14 neue Postbank-Filialen: Minden, Bad Oeynhausen, Herford, Bünde, Bielefeld (2), Brackwede, Gütersloh, Bad Salzuflen, Lemgo, Detmold, Bad Driburg und Paderborn (2).
Die Post will ferner bis Ende des Jahres bundesweit 300 sogenannte Post-Points einrichten und weitere Dienstleistungen streichen. Im Post-Point kann zum Beispiel keine Einschreibesendung mehr aufgegeben werden. Eine Einschreibesendung gelte nicht mehr als Grundbedürfnis der Postkunden, sagte Postsprecher Achim Gahr. Die bestehenden Post-Points, in denen lediglich Brief- und Paketmarken verkauft sowie Pakete abgegeben werden können, seien von der Kundschaft gut angenommen worden. Ein Kasten für Briefe befinde sich an der Haustür. Weitere Post-Points in OWL würden in Rheda-Wiedenbrück, Stemwede, Lübbecke-Gehlenberg und Bad Oeynhausen eingerichtet.

Artikel vom 24.06.2006