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Viel Mühsal für »echt wenig Geld«

Aktion für faire Sportbekleidung auf dem Jahnplatz gut besucht


Bielefeld (hu). 50 Cent Lohn bekommt ein Arbeiter, wenn er einen Fußball von Hand näht - drei Stück schafft er am Tag. »Das ist ganz schön mühsam und echt wenig Geld«, findet Jonas Paus. Der Achtjährige probierte am Freitag selbst aus, wie viel Arbeit in einem handgenähten Fußball steckt und versuchte sich selbst daran, eines der runden Spielgeräte aus Einzelteilen zusammen zu nähen.
Bei der Aktion »Bielefeld aktiv - für faire Sportbekleidung und Bälle« auf dem Jahnplatz informierte er sich bei Malte Hausmann von der ökumenischen Werkstatt Bethel auch über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, die vor allem in südlichen Ländern wie etwa Pakistan - von dort stammen weltweit 80 Prozent aller Fußbälle - oder Thailand die Produkte herstellen.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt bereits im März, der Aktionstag am Freitag war der Höhepunkt, wie Mit-Initiatorin Elisabeth Neske vom Welthaus erklärte. »Während des Frühjahrs gab es zahlreiche Besuche in den Schulen oder der Schüler bei uns im Welthaus«, erklärte sie. Kooperationspartner sind neben dem Welthaus und der Stadt Bielefeld unter anderem die Sportjugend, der Bielefelder Jugendring, das Fan-Projekt Bielefeld sowie der DSC Arminia Bielefeld.
Entstanden war das Projekt, so Birgit Reher vom städtischen Umweltamt, nach dem Beschluss des Rates 2005, in der Stadtverwaltung keine Produkte zu verwenden, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt werden. Dass dies in Sachen Fußbälle tatsächlich auch geht, erklärte Malte Hausmann. »Ein Ball kostet im Verkauf etwa 23 Euro - auch ein fair gehandelter. Der Unterschied ist, dass der Arbeiter für diesen 80 statt 50 Cent bekommt, er bezahlten Urlaub hat, die Schule für seine Kinder bezahlt wird und es eine kostenlose medizinische Versorgung für die Familie gibt.«
Bei der Aktion auf dem Jahnplatz konnten Interessierte wie Jonas - er ist als Torwart des SV Häger selbst aktiver Fußballer - auch ausprobieren, wie ein Fußball genäht oder in den Nähfabriken Sportkleidung produziert wird.
Mit dem Aktionstag soll das Projekt jedoch auch nach Ende der Fußballweltmeisterschaft noch nicht abgeschlossen werden. Elisabeth Neske: »Bis September sollen die Bildungsprojekte weitergehen.«

Artikel vom 26.06.2006