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Stühlerücken
im Vatikan
geht weiter

Bertone berufen

Rom (dpa). Der Vatikan hat gestern Kardinal Tarcisio Bertone (71) zum neuen Kardinalstaatssekretär ernannt. Der bisherige Erzbischof von Genua wird am 15. September den mächtigen Kardinal Angelo Sodano ablösen, der im kommenden Jahr 80 Jahre alt wird, teilte der Heilige Stuhl mit.
»Es ist der präzise Wille des Heiligen Vaters, mich wieder bei sich in Rom zu haben«, sagte der bisherige Erzbischof von Genua. Nach den vier Jahren pastoraler und kultureller Aktivitäten sei der neue Posten für ihn wie »eine kopernikanische Revolution«.
Bertone hatte bereits von 1995 an sieben Jahre lang als Sekretär Joseph Ratzingers in der Glaubenskongregation gearbeitet. Der Kardinalstaatssekretär, der als »Nummer Zwei« des Heiligen Stuhls bezeichnet wird, ist maßgeblich für die politischen und diplomatischen Aktivitäten des Vatikans verantwortlich. Er gilt weithin als der »Regierungschef« des Vatikans, der sich weniger mit den entscheidenden Glaubensfragen beschäftigt.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass der bisherige Präsident des Governatorato (SCV), Kardinal Edmund Casimir Szoka, von seinem Amt zurücktreten will. Das SCV kümmert sich vorrangig um Finanz- und Haushaltspolitik. Nachfolger wird ebenfalls am 15. September Erzbischof Giovanni Lajolo, der bisher als päpstlicher »Außenminister« fungierte.
Nach der Wahl von Benedikt XVI. wird derzeit in Rom die Kurie umgebaut. Bereits im Mai hatte Benedikt den Erzbischof von Bombay, Kardinal Ivan Dias, zum Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ernannt. Der 70-jährige Inder hatte die Nachfolge von Kardinal Crescenzio Sepe angetreten, der Erzbischof von Neapel wurde.
Zuletzt war bekannt geworden, dass Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls aufhören will. »Ich habe den Papst, bei allem Respekt, wissen lassen, was meine Wünsche sind«, hatte der 69-jährige Spanier dem italienischen Fernsehen gesagt. Papst Johannes Paul II. hatte Navarro-Valls 1984 zu seinem Sprecher berufen.

Artikel vom 23.06.2006