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Universität kritisiert neues Urheberrecht

»Katastrophale Folgen für Lehre«


Bielefeld (sas). Katastrophale Folgen für Forschung und Lehre befürchtet die Universität Bielefeld, wenn das neue Urheberrecht so, wie derzeit geplant, in Kraft tritt. Wie der Bundesrat auch sieht die Hochschule darin gravierende Nachteile.
Zunächst sieht das Rektorat den Ausbau der digital gestützten Lehre massiv behindert. »Bisher gilt die Intranet-Regelung: Elektronische Texte - von Wissenschaftlern, Artikel aus Zeitschriften oder Büchern - dürfen Studierenden und Lehrenden im Uni-Netz zur Verfügung gestellt werden«, erklärt Dr. Michael Höppner, stellvertretender Bibliotheksdirektor. Eine mögliche Einschränkung könne künftig sein, dass nicht mehr beliebig viele Nutzer zeitgleich Zugriff bekommen. »Und das wäre, wenn der Stoff vorausgesetzt wird, eine deutliche Beeinträchtigung des eLearning.«
Daneben aber würde sich das neue Urheberrecht auch auf den Versand elektronischer Kopien auswirken. »Früher haben sich Bibliotheken Zeitschriftenartikel als Fotokopie per Post zugeschickt, heute werden Artikel, die von einer anderen Bibliothek angefordert werden, eingescannt und per e-Mail verschickt. Das soll künftig nur noch erlaubt sein, wenn die Verlage diesen Service nicht selbst anbieten.« Der Service, für den die Bibliothek zwischen 1,50 und fünf Euro verlangt, werde dann 30 bis 50 Euro kosten - »und das ist für Studierende nicht zu finanzieren.«
Dass Verlage verdienen wollen, versteht Höppner. Aber, meint er, große Investitionen würden sie dafür nicht tätigen. Die Wissenschaftler, deren Artikel sie veröffentlichen, würden ebenso wie die Gutachter staatlich besoldet, die Texte elektronisch zugespielt. Die Universität plädiert für den »Open Access«, den freien Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse. Bezahlt wird dann nicht der Zugang zur Information, sondern das Publizieren.

Artikel vom 23.06.2006