23.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ausländer rein, Deutsche raus«

Dr. Werner Aufderlandwehr geht

Bielefeld (sas). Das Motto von Dr. Werner Aufderlandwehr lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: »Ausländer rein, Deutsche raus.« Genau 25 Jahre lang hat er das Akademische Ausländeramt der Universität geleitet, wenn er am 30. Juni in den Ruhestand geht. In den Teil-Ruhestand. Denn weil über seine Nachfolge noch nicht entschieden ist, wird er noch einige Monate lang mit halber Stelle an Bord bleiben.

Geboren wurde Aufderlandwehr am 2. Juni 1941 im benachbarten Münster. Sein Studium - Anglistik und Geographie - absolvierte er in Münster, Tübingen und Bochum, wo er promovierte, dazwischen verbrachte er ein Jahr als Assistant Teacher in England.
Ins Akademische Auslandsamt kam er auf Umwegen. »Die Weichenstellung erfolgte eigentlich über Stellen am Bochumer Institut für Entwicklungsforschung und -politik«, erzählt er. Dort hatte der 65-Jährige früh die Möglichkeit, zu Forschungszwecken für Wochen in Entwicklungsländer zu reisen. Nach vielen kürzeren Forschungsaufenthalten aber kam er sich vor »wie ein Jäger und Sammler: Man geht hin, rafft zusammen und reist wieder ab.«
Aufderlandwehr setzte sich also mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst in Verbindung und hoffte auf eine Vermittlung als Langzeitdozent - gerne nach Afrika. »Daraus wurde nichts, irgendwann aber kam ein Anruf mit dem Satz, dass ich doch schon immer nach Thailand gewollt hätte...« Wollte er eigentlich nicht, griff aber zu. Und lehrte vom Sommer 1977 bis April 1981 in Bangkok Wirtschafts- und Sozialgeographie.
Eher zufällig bewarb sich Aufderlandwehr dann auf die an der Universität Bielefeld ausgeschriebene Stelle eines Leiter des Akademischen Auslandsamtes. Prompt wurde er zum Gespräch geladen - »mit dem Zusatz, dass Reisekosten nur innerhalb der deutschen Grenzen getragen würden«. Bedenken gab es an der heimischen Alma mater anfangs durchaus: Aufderlandwehr war bisher nur in der Forschung und Lehre tätig gewesen und hatte keine praktische Verwaltungserfahrung. Der damalige Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer ließ das nicht gelten. »Das bisschen Verwaltung lernt der schon«, befand er und entschied damit die Anstellung.
Zu den Obliegenheiten des Amtes gehört es, Ausländer, die in Bielefeld studieren, zu beraten und während des Studiums zu begleiten, ebenso aber deutsche Studierende ins Ausland zu vermitteln und schließlich internationalen Kooperationen der Hochschule auf die Beine zu stellen. »Besonders am Herzen haben mir immer die Studierenden gelegen. Wenn man sieht, wie jemand nach einem halben Jahr aus dem Ausland zurückkommt, wenn man sieht, wie sich die jungen Menschen entwickeln, ist das toll.«
Engagiert war und ist Aufderlandwehr auch beim Verein zur Förderung ausländischer Studierender in Bielefeld, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört. Privat widmet sich der Vater einer Tochter dem Tennisspiel oder liebt es, klassische Musik zu hören. »Ab und an darf es dazwischen aber auch mal richtig rocken.« Dann werden auch die alten Vinylplatten wieder aufgelegt.

Artikel vom 23.06.2006