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Jobabbau bei Allianz und Dresdner Bank

Versicherungskonzern streicht insgesamt 7500 Stellen

München/Berlin (dpa). Deutschlands größter Versicherungskonzern Allianz plant trotz Milliardengewinnen einen drastischen Stellenabbau: Etwa 7500 Arbeitsplätze sollen wegfallen. Bei der Tochter Dresdner Bank werden zur Steigerung der Rendite 2480 Stellen gestrichen.
Gesprächsbedarf: Der Jobabbau ist bei der Allianz Thema Nummer 1.

Im deutschen Versicherungsgeschäft sollen bis 2008 etwa 5000 Stellen gestrichen werden, also jede sechste Vollzeitstelle, teilte die Allianz AG gestern in München mit. Allianz-Deutschland-Chef Gerhard Rupprecht sprach von »schmerzlichen Schritten«, die aber notwendig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Mit den Vertretern der Beschäftigten sei bereits ein Sozialplan vereinbart worden sowie ein Programm zur freiwilligen Umsetzung der Neuordnung.
Die angekündigten Streichungen lösten heftige Proteste unter den schockierten Beschäftigten aus. Die Gewerkschaft Verdi und die Belegschaft kündigten harten Widerstand an. Kurzfristig würden Aktionen und Warnstreiks vorbereitet, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong in Berlin. Der Stellenabbau in der Versicherungsbranche wird nach Angaben des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV) in den nächsten Jahren weiter gehen. Etwa drei Prozent der 233000 Beschäftigten müssten um ihren Arbeitsplatz bangen, sagte Edmund Schwake vom GDV-Präsidium.
Neben der Allianz-Vertretung in Köln (siehe »In Köln fließen Träner«) wird auch die Niederlassung der Lebensversicherung in Frankfurt geschlossen, wo künftig lediglich ein auf die Automobilwirtschaft spezialisierter Standort verbleiben soll. Von den derzeit 1643 Vollzeitstellen in Frankfurt sollen laut Allianz 878 in den nächsten zwei Jahren wegfallen.
Dichtmachen will die Allianz zudem Nebenstandorte der Sachversicherung in Mainz, Aachen, Hannover, Augsburg, Freiburg, Mannheim, Nürnberg, Magdeburg und Ulm. In Hamburg fallen laut Verdi etwa 40 Prozent der 1600 Arbeitsplätze weg.
Die Zahl der Allianz-Standorte soll von 21 auf 10 reduziert werden. An den verbleibenden Standorten sollten im Zuge der Neuordnung im Innen- und Außendienst gut 25000 Vollzeitarbeitsplätze erhalten werden, sagte Rupprecht.
Die Allianz verspricht sich durch das neue Betriebsmodell mittelfristig Kosteneinsparungen von insgesamt 500 bis 600 Millionen Euro allein im Versicherungsgeschäft. Einschließlich der Maßnahmen bei der Dresdner wurden die Einsparungen auf fast eine Milliarde Euro beziffert.
Bei der Dresdner Bank sollen die Stellen in der Frankfurter Zentrale sowie an regionalen Standorten wegfallen. Der der Stellenabbau Bank zeichnete sich bereits seit mehr als einem halben Jahr ab. Hintergrund sind die im Branchenvergleich weiterhin hohen Kosten im Verhältnis zu den Einkünften. Die Bank hat seit der Übernahme durch die Allianz im Jahr 2001 bereits mehr als 17000 Jobs gestrichen. Am Ende des ersten Quartals 2006 waren noch 28400 Stellen übrig. Die Bank hofft, das ausgegebene Ziel einer Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent nach Steuern erreichen zu können.
»Wir haben uns die Entscheidungen alles andere als leicht gemacht, gerade weil wir wissen, dass davon persönliche Schicksale betroffen sind«, sagte Rupprecht. Die Mitarbeiter sollten aber Chancen bekommen, sich auf andere Arbeitsplätze im Konzern zu bewerben, »die wir in großem Umfang ausschreiben werden«.

Artikel vom 23.06.2006