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Klose fühlt sich klasse

Der Stürmer spielt auch nach der WM in Bremen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Berlin (WB). Miroslav Klose ist ein Spieler nah am Zenit seines Könnens. Ein junger Spieler ist er nicht: 28 Jahre. Damit stürmt der Bremer nicht mehr von Turnier zu Turnier. Vielleicht will er es deswegen besonders gut machen.

Wenn die Fußballwelt das nächste Mal zusammenkommt, 2010 in Südafrika, wird Klose 32 sein. Lange hin. Lieber genießt er die Gegenwart. 2006, die WM in Deutschland: Einen besseren Angreifer müssen die anderen erst präsentieren. Klose trifft - und sorgt als treusorgender Sturmvater dafür, das auch Lukas Podolski trifft. Der Lieferservice funktionierte im Achtelfinale gegen die Schweden zweimal perfekt. Der Bremer Vollstrecker glänzt auch als Vorarbeiter; das ist die so genannte »Klose-Kombination«.
Der Mann ist ein echter Verwirrungsstifter, der eine Abwehr auch gern mal allein foppt. Drei Schweden stürzten sich vor dem 2:0 auf ihn, aber die Alarmmeldung schlug fehl. Um Podolski kümmerte sich niemand, Klose hatte die ganze Meute am Hals, erspähte aber einen Weg, den einsam vor dem Tor lauernden Teamkollegen zu bedienen. Klose berichtete später vom gelungenen Schachzug: »Das war so geplant, ich wollte ein paar Schweden auf mich ziehen.« Zuvor hatte er sich auch den Assist-Point beim 1:0 notieren lassen. Es war egal, dass er seinem Torkonto noch nicht Einschuss Nummer fünf hinzufügen konnte.
Gegen Argentinien würde es am Freitag auch noch besser passen. »Miro ist sehr ehgeizig. Er weiß, das diese WM seine Plattform ist«, sagte Nationalelfmanager Oliver Bierhoff nach der vierten starken Klose-Vorstellung im vierten Spiel, zu dessen herausragendem Darsteller er schon wieder ernannt wurde. Als Preis gibt es jedesmal einen Bierbottich vom Turnier-Sponsor. Geht das so weiter, kann Klose damit bald einen schwungvollen Souvenirhandel eröffnen.
In Bremen überlegen sie unterdessen, was passiert, wenn Klose selbst weiter so im Schaufenster steht. Dessen Weltklasse-Auftritte auf der Ball-Bühne ködern Ankäufer. Das Angebot, das er bisher bei dieser WM machte, ist gut für die Nachfrage. Spitzenklubs aus Europas Eliteligen sollen locken.
Werder würde aber frühestens im nächsten Jahr schwach. Manager Klaus Allofs: »Miro spielt in der neuen Saison in jedem Fall bei uns. Vielleicht ist danach der geeeignete Zeitpunkt zum Verkauf.« Klose hat einen Vertrag bis 2008, weg will er nicht unbedingt. »Ich fühle mich wohl bei Werder«, beteuert der deutsche Angriffs-Anführer.
Andererseits: Auch Bierhoff, der in seiner Glanzzeit in Italien die Strafräume verunsicherte, rät zum Wechsel über die Grenzen. »Das kann ich nur empfehlen, es erweitert den Horizont.« Falls Werder Klose jetzt nicht ziehen lasse, sei es für Miro aber auch mit 30 noch möglich, ins Ausland zu gehen. Dass er seine Visitenkarte mit Toren unterschreibt, war neben dem über allem stehenden Erfolg der Mannschaft ein erklärtes WM-Ziel von Klose, von dem Bierhoff behauptet: »Er ist professionell und eine Persönlickeit. Und nach Rückschlägen kommt er jedesmal stärker zurück.«
Klose war oft nur ein halber Klose, unschön sind die Erinnerungen an die EM 2004. »Den Klose von vor zwei Jahren kann man nicht mit dem von heute vergleichen. Damals habe ich mich von Verletzung zu Verletzung geschleppt, und ich brauche meine Fitness für mein Spiel. Die ist zur Zeit zu 100 Prozent gegeben.«

Artikel vom 26.06.2006