24.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Klinsmann kitzelt
Dicht
am
DFB

Von Friedrich-Wilhelm Kröger  

Dies ist ein Spiel an der Grenze. Klar möchte es die deutsche Mannschaft genauso gewinnen wie alle anderen auch. Aber wahrscheinlich hängt ein bisschen mehr davon ab. Es gilt schließlich so etwas wie einen offiziellen WM-Erfolg zu erzielen, und nun ist die Frage: Wo fängt der an? Sicher nicht mit dem Überstehen der Vorrunde, das war nur die Pflicht.
Interessant wird es jetzt. Verbandspräsident Gerhard Mayer-Vorfelder ist der Meinung, dass die Viertlfinal-Teilnahme die Erwartungen erfüllt. Demnach müssten nur noch die Schweden-Happen verputzt werden, um Deutschland ein glückliches WM-Gesicht zu geben.
Tatsächlich würde wohl kaum jemand den Notfall ausrufen, wenn danach ein Konkurrent vom Kaliber Argentiniens den Siegeszug des Gastgebers zum Entgleisen brächte. Bei allen Händen, die zum Himmel gehen in diesen WM-Tagen: Es gibt schon noch ein paar Pfiffige, die den Ball auch nicht gerade wie die Blindgänger behandeln.
Höchste Maßstäbe setzt der Bundestrainer. Jürgen Klinsmann könnte es kaum ertragen, wenn der Weg nicht bis unter die letzten Vier führt. Es ist nicht klar, ob er bei Zuwiderhandlung der Mannschaft mehr von ihr oder von sich enttäuscht wäre. Vielleicht kämen ihm die beiden vergangenen Jahre wie weggeworfen vor, sollte es vor dem finalen Wochenende vorbei sein.
Klinsmann war ein ehrgeiziger Spieler, und er war ein deutscher Spieler, deswegen muss man seinen Anspruch verstehen. Die Deutschen sind ein Fußball-Volk, sie treten als stolze Hausherren auf, sie haben ein Traum. Und er will ihnen den Titel schenken.
Hinter Klinsmanns Ansicht von WM-Erfolg steckt auch Kalkül. So baut er neue Spannung auf und kitzelt noch einmal seine Spieler. Geschickt steigerte er den Druck, ohne ihn unaushaltbar zu machen. Würde er seinem Team das Minmalziel Halbfinale nicht zutrauen, hätte er sicher anders geredet.

Artikel vom 24.06.2006