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28 DNA-Proben verweigert

Nach Mord an Ehepaar müssen 400 Männer zum Speicheltest

Von Christian Althoff
Delbrück (WB). Mehr als sechs Monate nach dem Mord an den Eheleuten Cornelia und Ingo Gratzik aus Delbrück (Kreis Paderborn) hat die Kripo europaweit etwa 400 Speichelproben nehmen lassen.

Der Militariahändler (38) und seine Frau (44), Angestellte bei Wincor-Nixdorf, waren am 1. Dezember in ihrem Haus in Delbrück-Bentfeld erschossen worden. Nach dem Doppelmord hatte der Täter mehrere hundert in Kunststoffkisten verpackte Uniformen, Säbel, Orden und andere Militaria in einem weißen Lieferwagen verstaut und Feuer im Haus gelegt. Dann war er unerkannt geflohen.
Trotz des Brandes hatten Kripobeamte am Tatort DNA-Spuren sichern können, die möglicherweise vom Mörder stammen. Die Beamten haben deshalb nahezu 400 Militariasammler und Händler unter anderem aus Deutschland, England, Schweden, Dänemark, Frankreich, Belgien und Polen um Speichelproben gebeten, die derzeit beim Landeskriminalamt in Düsseldorf mit den Tatortspuren abgeglichen werden.
»28 Männer haben sich allerdings geweigert, eine solche Probe abzugeben«, sagte Hauptkommissarin Petra Kipp, die Aktenführerin der Mordkommission. Sollten unter den bereits genommenen Speichelspuren kein Treffer sein, werde die Staatsanwaltschaft Paderborn wohl die übrigen 28 Männer mit richterlichen Beschlüssen zur Abgabe bewegen, erklärte die Kriminalbeamtin. Einige der Verweigerer lebten im Ausland, so dass entsprechende Rechtshilfeabkommen genutzt werden müssten.
Die ursprünglich 18köpfige Mordkommission unter Leitung von Hauptkommissar Martin Wowro, die auf zehn Beamte aus Bielefeld und Paderborn reduziert worden ist, ist inzwischen 839 Hinweisen nachgegangen. Sieben Männer waren in den vergangenen Monaten vorläufig festgenommen worden, in allen Fällen konnte der Tatverdacht aber ausgeräumt werden. Auch die 30 Hinweise, die Ende März nach der Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst« eingegangen waren, hatten zu keiner heißen Spur geführt. Noch immer sucht die Mordkommission den Fluchtwagen - ein helles Lieferfahrzeug in der Größe eines Mercedes Sprinters mit teilweise überlackierter Aufschrift. Das Wort »Möbel« war noch erkennbar. Auffälligstes Beutestück ist ein auf Preußenkönig Friedrich II. zurückgehender Orden »Pour le Mérite mit goldenem Eichenlaub«, der bei Sammlern einen fünf- bis sechsstelligen Preis erzielen könnte.

Artikel vom 28.06.2006