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»Becks« schenkt ein:
England im Viertelfinale

Der Kapitän trifft per Freistoß zum 1:0 gegen Ecuador

Stuttgart (dpa). Das war knapp: Nur dank des Kunstschützen David Beckham darf England weiter vom ersten WM-Titel seit 40 Jahren träumen.

Der zuletzt auch von Trainer Sven-Göran Eriksson kritisierte Mannschaftskapitän zirkelte gestern im Achtelfinale gegen Ecuador in der 60. Minute einen Freistoß aus rund 25 Metern zum 1:0-Siegtreffer ins Netz und verhinderte damit eine Blamage gegen den WM-Neuling. Beckhams 17. Länderspieltor war zugleich der einzige Lichtblick in einer äußerst enttäuschenden Vorstellung vor 52 000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart.
Im Viertelfinale trifft der Weltmeister von 1966 am Samstag in Gelsenkirchen auf Portugal. Um dort zu bestehen, müssen sich die Engländer aber um 100 Prozent steigern. »Das ist die englische Mentalität. Wir wollen es nicht einfach haben, wenn es auch schwierig geht«, sagte Beckham. »Wir glauben an uns, die Fans glauben an uns. Wir wissen, dass wir es besser können.«
Eriksson pflichtete dem Torschützen bei: »Wir steigern uns von Spiel zu Spiel. Ecuador machte uns das Leben schwer, aber das erwarte ich auch in einem Achtelfinale. Die erste Hälfte war okay, die zweite wurde besser. Das war ein guter Test für unsere Fitness«, sagte er. Erikssons Trainerkollege Luis Fernando Suárez meinte: »Das war ein schwieriges Spiel, von der Taktik bestimmt. Keine der Mannschaften hatte viele Chancen. Für uns war es trotzdem eine gute WM.«
Den favorisierten Engländern waren erst nach dem Führungstor einige Kombinationen gelungen, die das Tor der tapferen Ecuadorianer in Gefahr brachten. Diese vergaben ihre beste Möglichkeit bereits nach zehn Minuten, als Carlos Tenorio nach einer verunglückten Kopfballrückgabe von John Terry plötzlich frei vor dem Tor der Engländer auftauchte. Doch Ashley Cole lenkte den Schuss gerade noch mit dem Knie an die Latte.
Die Engländer agierten völlig ideenlos. Das Team von der Insel probierte es immer wieder mit langen hohen Bällen aus der Abwehr, doch die Hintermannschaft der Ecuadorianer ließ fast keine Torchance zu.
Lediglich Frank Lampard mit einem Distanzschuss (28.) und Beckham (35.) mit einem Freistoß sorgten vor der Pause für ein klein wenig Gefahr für Cristian Mora. Ansonsten war der Schlussmann der Südamerikaner beschäftigungslos. »Das ist kein Fußball, das ist Stümperei«, sagte Effenberg im Sender »Premiere«.
Auch nach der Pause bekamen die Zuschauer fußballerische Magerkost präsentiert. Erst nach dem perfekt getretenen Freistoß von Beckham wurden die »Three Lions« (Drei Löwen) etwas stärker, ohne jedoch wirklich überzeugen zu können. In der 63. Minute hatten sie eine weitere Schrecksekunde zu überstehen, aber Schlussmann Paul Robinson lenkte den Schuss von Luis Valencia um den Pfosten.
England: Robinson - Hargreaves, Ferdinand, Terry, Ashley Cole - Beckham (87. Lennon), Carrick, Lampard, Gerrard (90.+2 Downing), Joe Cole (77. Carragher) - Rooney
Ecuador: Mora - De la Cruz, Hurtado, Espinoza, Reasco - Valencia, Castillo, Edwin Tenorio (69. Lara), Mendéz - Carlos Tenorio (72. Kaviedes), Delgado
Schiedsrichter: De Bleeckere (Belgien)
Zuschauer: 52 000 (ausverkauft)
Tor: 1:0 Beckham (60.)

Artikel vom 26.06.2006