23.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kunsthalle zeigt Schau der Bauhaus-Meister

Josef Albers und László Moholy-Nagy in Bielefeld

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Eigentlich konnten sie sich nicht ausstehen, die beiden Künstler Josef Albers (1888-1976) und László Moholy-Nagy (1895-1946). Der eine sagte über den anderen, er sei »nicht einmal originell«. Und umgekehrt.

Den beiden Meistern des Bauhauses widmet die Kunsthalle Bielefeld eine gemeinsame Ausstellung »Vom Bauhaus zur Neuen Welt«, die am Sonntag, 25. Juni, 11.30 Uhr eröffnet wird und bis zum 1. Oktober zu sehen ist. Zuvor gezeigt wurde die Ausstellung in London im Tate Modern und sie geht im Oktober nach New York zum Whitney Museum of American Art. Tate-Kurator Dr. Achim Borchardt-Hume kam in Kontakt mit der Bielefelder Kunsthalle, als er für die Londoner Schau ein Gemälde von László Moholy-Nagy von 1923 aus dem Eigenbesitz ausleihen wollte.
Beide Künstler haben in verschiedenen Medien gearbeitet - Glas, Foto, Film, Gemälde - ihre Werke ergänzen, verschränken sich - bei aller Antipathie - untereinander. 300 Werke beider Künstler sind zu sehen, darunter Albers berühmte »Huldigungen an das Quadrat«, seine Möbel, eine Obstschale und ein Teeglas, von denen es nur noch zwei bzw. drei Exemplare weltweit gibt oder die Replik von Moholy-Nagys Licht-Raum-Modulator, ein Kunstwerk, das selbst in der Lage ist, Bilder zu »erschaffen« - als Schattenwurf. Beide Künstler arbeiteten von 1923 bis 1928 in Weimar und Dessau, gründeten anschließend in den USA wegweisende Schulen. Beide hätten die Bauhaus-Maxime, industrielle Prozesse für künstlerisches Schaffen zu nutzen, optimal erfüllt. So ist jeder Raum der Kunsthalle Fortsetzung beider Arbeit und gleichzeitig eine eigene kleine Ausstellung. So haben die Fotogramme von Moholy-Nagy die avantgardistische Fotokunst geprägt, er selbst war höchst experimentierfreudig und hätte, so Borchardt-Hume »am liebsten die Erdkugel neu designt«.
Die Ausstellung öffne, so Kellein, eine neue Sicht auf das Bauhaus, dessen Ziel es gewesen sei, dass Kunst und Technik so weit wie möglich zu einer Einheit verschmelzen. Kellein weiß, dass mit dem Begriff »Bauhaus« vor allem Namen wie Klee und Kandinsky verbunden sind: »Josef Albers und Lázsló Moholy-Nagy sind weniger Bekannt, müssen zumindest in Deutschland neu entdeckt werden.«
Ergänzt wird die Retrospektive durch eine »Umgestaltung« des Eingangsfoyers: Kandinskys Werk »Kühle Streifen« aus dem Eigenbesitz wird gleichsam auf die Wände und den Fußboden übertragen - als die »starken Farbakzente«, die das Bauhaus auch gesetzt hat.

Artikel vom 23.06.2006