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Die Tschechen sind draußen

Gruppe E: 0:2 gegen Italien besiegelt das frühe Aus des Geheimfavoriten

Hamburg (dpa). Italien hat im nervenaufreibenden Zitterspiel gegen Tschechien kühlen Kopf bewahrt und als Gruppensieger das Achtelfinale der Weltmeisterschaft erreicht.

Unbeeindruckt vom Wirbel um den Fußballskandal in der Heimat gewann der dreimalige Weltmeister in Hamburg das »Finale Furioso« der Gruppe E mit 2:0 (1:0) gegen den vermeintlichen Geheimfavoriten. In der K.o.-Runde treffen die nun seit 21 Spielen unbesiegten Azzurri auf den Zweiten der Gruppe F, Australien.
Trainer Marcello Lippi bewies ein goldenes Händchen, denn die beiden eingewechselten Marco Materazzi mit seinem ersten Länderspieltor (26. Minute) und Filippo Inzaghi (87.) sorgten für den am Ende ungefährdeten Sieg der Italiener. Die hätten noch höher gewinnen müssen, zumal Tschechien nach der gelb-roten Karte gegen Jan Polak (45.+2) eine Halbzeit lang in Unterzahl spielte. Der überragende Pavel Nedved mühte sich redlich, doch er war in seinem wohl letzten Länderspiel gegen seine Kollegen aus der Serie A meist auf sich allein gestellt.
Tschechiens Trainer Karel Brückner lehnte es kurz nach der Partie noch ab, über seine und die Zukunft seiner Spieler aus der »Goldenen Generation« zu sprechen: »Ich plane jetzt gar nichts. Dafür ist es noch viel zu früh«, brummte er. Als Gründe für das unerwartete Ausscheiden nannte er die vielen Ausfälle, darunter den Jan Kollers, der mit einem Muskelfaserriss zusehen musste: »Es sprachen viele Faktoren gegen uns und dazu auch noch wir selbst«, sagte Brückner.
Im Wissen, dass ihnen nur ein Sieg das Weiterkommen aus eigener Kraft sichern würde, drängten die Tschechen auf ein frühes Tor und zogen ihr gefürchtetes Offensivspiel auf. Doch die Italiener hatten in Buffon einen starken Rückhalt. Kaum war in Nürnberg das 1:0 für Ghana gegen die USA gefallen, schraubte sich der gerade eingewechselte Materazzi bei einer Ecke des diesmal starken Totti am höchsten. Per Kopf erzielte der 1,93 Meter lange Verteidiger von Inter Mailand mit der ersten Chance der Italiener die Führung.
Die Italiener waren in der zweiten Halbzeit drückend überlegen und hätten durch Totti (53.), Mauro Camoranesi (64.) und Inzaghi (68., 83.) weitere Tore schießen können. Die Tschechen waren am Ende ihrer Kräfte. Lediglich Nedved lehnte sich noch gegen das drohende Aus auf, doch Buffon parierte auch die letzte Möglichkeit seines Clubkollegen (70.). Inzaghi setzte den Schlusspunkt.
Tschechien: Cech - Grygera, Rozehnal, Kovac (78. Heinz), Jankulovski - Polak - Poborsky (46. Stajner), Rosicky, Nedved, Plasil - Baros (64. Jarolim)
Italien: Buffon - Zambrotta, Cannavaro, Nesta (17. Materazzi), Grosso - Gattuso, Pirlo, Perrotta - Camoranesi (74. Barone), Totti - Gilardino (61. Inzaghi)
Schiedsrichter: Archundia (Mexiko)
Zuschauer: 50 000
Tore: 0:1 Materazzi (26.), 0:2 Inzaghi (87.)
Gelb-Rot: Polak (45.+2/wiederholtes Foulspiel)

Artikel vom 23.06.2006