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Von Klaus Lükewille

Blattgold
für Blatter

FIFA-Präsident schwer behangen


Was für ein ausgezeichneter Mann! Wenn Joseph S. Blatter alle Orden am Sakko tragen würde, die ihm während seiner Amtszeit schon verliehen worden sind, sähe er aus wie ein russischer General nach dem Zweiten Weltkrieg. Dick behangen, schwer beladen.
Der Schweizer ist aber kein Soldat, sondern seit 1998 amtierender Präsident des Weltfußball-Verbandes (FIFA). Er braucht auch keine Schlachtfelder, er besetzt andere Spielfelder: die auf dem Rasen und vor allem die hinter den Kulissen. Hier hat dieser Mann für sich und seinen Verband nicht nur bestens verdient, er muss sich auch mächtig verdient gemacht haben, denn in der von der FIFA autorisierten Personalakte Blatter gibt es eigens die Rubrik »Auszeichnungen«.
Die lange Liste beginnt damit, dass der Fußballchef den Olympischen Orden trägt. Ebenso stolz ist der Schweizer sicherlich, dass er sich auch »Ritter der französischen Ehrenlegion« nennen darf. Und Ehrendoktor der Universität im südafrikanischen Port Elizabeth. Und »Commandeur de L'Ordre National du 27 Juin 1977« in Djibouti. Der jordanische Titel »Order of Independence«, natürlich Erster Klasse, gehört ebenso zu seiner Sammlung wie der »Medella al Merito Deportivo«, der ihm in Bolivien verliehen wurde. Im Sultanat von Pahang in Malaysia schlugen sie Blatter vor kurzem sogar zum Ritter.
So, es reicht. Obwohl das natürlich noch nicht die vollständige Liste seiner Auszeichnungen ist. In einer Ziffer lässt sich das einfacher zusammenfassen: Bis 18 darf gezählt werden. Ehre, wem Ehre gebührt - oder? Aber bei 18 bleibt's garantiert nicht, denn nach dieser WM werden sie den Präsidenten weiter überhäufen. Noch ein bisschen mehr Blattgold für Blatter. In Berliner Regierungskreisen soll man tatsächlich ernsthaft überlegen, dem Fußball-Herrscher das Bundesverdienstkreuz an die breite Brust zu heften.
Warum? Hat er sich etwa um dieses Land »verdient« gemacht? Blatter hätte diese WM 2006, die er jetzt so lobt, viel lieber an Südafrika vergeben. Außerdem zahlt die FIFA während der tollen Ball-Tage nicht einen Cent Steuer an den Finanzminister des Gastgebers, kassiert aber selbst überall fürstlich ab.
Doch vielleicht ist das ja genau der Grund, weshalb in Berlin bereits laut über die Ehrung für Blatter nachgedacht wird. Das gute Stück heißt schließlich »Bundesverdienstkreuz«. Die Betonung liegt hier nicht auf »Bundes« oder »Kreuz«, sondern auf »Verdienst«. Und wenn man das so sieht, dann hätte der FIFA-Präsident diesen Orden eigentlich schon längst haben müssen.

Artikel vom 28.06.2006