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»Figo macht mir Freude«

Gruppe D: Eusébio glaubt fest an Portugals Stärken

Von Wolfgang Wotke
Harsewinkel-Marienfeld (WB). Im Schongang wickelte Portugal die Pflichtpartie gegen Mexiko (3:0) in Gelsenkirchen ab. Gestern gab es deshalb auch nur ein leichtes Auslauftraining. Coach Luiz Felipe Scolari wagte einen Ausblick auf das Achtelfinalspiel: »Wenn wir am Sonntag gegen Holland gewinnen, dann ist nichts mehr unmöglich.«
Eusébio traut den Deutschen den Titel zu.

Gut gelaunt war auch Portugals Fußballegende Eusébio. Der 64-jährige Torschützenkönig der Fußball-WM 1966 in England war schon auf dem Weg zum Flughafen, um nach Griechenland zu fliegen (»Da habe ich morgen einen Geschäftstermin«). Im Hotel »Klosterpforte« in Marienfeld war es deshalb in Eile. Trotzdem plauderte Eusébio da Silva Ferreira, wie er mit vollem Namen heißt, gestern einige Minuten lang ganz locker über den Zustand der portugiesischen Nationalmannschaft und die eigenen Chancen bei dieser WM. Ob man denn das Team von 1966 mit dem heutigen vergleichen könne? »Nein«, sagt Eusébio mit bestimmendem Ton, die Mannschaften kann man nicht vergleichen. Es war damals eine ganz andere Zeit. Diese Elf mit ihren Trainer Luiz Felipe Scolari kann nicht nur das Halbfinale schaffen, sondern noch mehr. Derzeit ist alles möglich. Sie ist stark genug.«
Unvergessen ist das Viertelfinalspiel 1966 seiner Mannschaft gegen den damaligen Überraschungsgegner aus Nordkorea, der vorher Italien aus dem Turnier geworfen hatte. Portugal lag schon 0:3 zurück und Eusébios Mitspieler begannen zu resignieren, als er durch unwiderstehliche Läufe und außergewöhnliche Torschüsse sein Team noch einmal mitreißen konnte. Er schoss vier Tore selbst und bereitete das fünfte vor. Portugal gewann 5:3. Genau diese Rolle traut er heute dem alternden Megastar Figo zu. »Er macht mir mit seinem Spiel sehr viel Freude. Er ist ein Einzelspieler, so wie ganz viele in der Mannschaft. Der Erfolg liegt darin verborgen, dass diese Truppe wie eine große Familie ist.«
Eusébios Topfavorit heißt aber nicht Brasilien, Italien, Argentinien oder Portugal. »Deutschland kann Weltmeister werden, denn sie haben gute Spieler, tolle Zuschauer, eine optimale Organisation und ein ganzes Land im Rücken. Wenn das nicht ausreicht, dann weiß ich auch nicht mehr.«
Natürlich ist Eusébio zum Topspiel gegen Holland wieder mit von der Partie: »Ich kann die Jungs doch nicht im Stich lassen.«

Artikel vom 23.06.2006