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»Viel besser geht es nicht«

Ballack lobt den deutschen Auftritt gegen Schweden

München (WB/fwk). Beim gemächlichen Ehrenmarsch kam die deutsche Mannschaft irgendwann auch an einem Block vorbei, in dem traurige Menschen gelbe Trikots trugen und blaue Perücken.
Elfmeter verursacht: Metzelder fällt Larsson. Foto: dpa

Ihre Spieler, und auch ein bisschen sie selbst, waren zuvor verspottet worden, nichts bieten zu können als Ikea. »Ihr seid nur ein Möbellieferant«, erfuhren sie. Gern hörten sie das nicht.
Schweden-Fan zu sein ist nicht so angenehm gewesen. Zuvor in der Stadt hatten sie ihren deutschen Freunden noch frech Verkehrsschilder in die Hand gedrückt, auf denen stand: »Vorsicht, Elch.« Der wurde auf der Stelle erbarmungslos erlegt. Schon nach zwölf Minuten hatte Deutschland den Skandinaviern gezeigt, wie man den Elchtest souverän meistert.
»Wir wollten sofort Druck aufbauen und aufs Tempo drücken. Wenn man dann schnelle Tore macht, ist das bei diesen Temperaturen wichtig«, sagte Philipp Lahm zur Marschroute der Deutschen, die - wären sie ein Möbelfachhandel - ihrem schockierten Gegner zeigten, dass man einen Schrank auch abmontieren kann.
Vor allem der kantige Möbelpacker Teddy Lucic hatte eine Schraube locker. Obwohl er schon die gelbe Karte gesehen hatte, zerrte er am Dress von Miroslav Klose. Nur ein Zupfer, trotzdem Zapfenstreich. da waren es nur noch zehn Schweden.
Blitzstart und Überzahl - so ließen sich die Deutschen das Spiel gefallen. Vor allem die frühen Treffer entbanden sie davon, bei 30 Grad irgendwann den roten Bereich ansteuern zu müssen. Früh übt sich eben, was am Ende Weltmeister werden will. Gegen Costa Rica und Ecuador hatte Klose nicht lange gefackelt, diesmal schlug sofort Podolski zu.
»Viel besser kann man nicht spielen«, lobte Michael Ballack. Manche meinten gar, da hätte der Kapitän noch untertrieben. Dazu gehörte auch der Bundestrainer. Jürgen Klinsmann: »Die erste halbe Stunde war außergewöhnlich. Eine solche Leistung einer deutschen Nationalmannschaft hat man schon lange nicht mehr gesehen. Das hat uns auch nicht mehr auf der Bank gehalten.«
Der Platzverweis von Lucic sollte sich dann allerdings als doch nicht so günstig erweisen. »Er kostete uns den Rhythmus«, wie Lahm bemerkte. Deswegen war schließlich auch ein wenig Glück dabei. Nach einer Attacke von Metzelder bekam Larsson einen Elfmeter, den er gütigerweise als Uli-Hoeneß-Variante der Sonne über Fröttmanning entgegenjagte.
Der Hannoveraner Per Mertesacker hat hinterher gesagt, was er beim Pfiff dachte, ganz spontan: »Mist. So ein Mist, das habe ich gedacht.« Es wurde kein Malheur daraus, und als die Sieger die Reihen abschritten, erhoben sich auch die Pippi Langstrümpfe und spendeten den verdienten Beifall.

Artikel vom 26.06.2006