04.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Debatte über den »Flaggenwahn«

Von Laura-Lena Förster
Das »Staatsbegräbnis für Bruno« war nicht interessant genug. Auch nicht die Forderung: »Nationalhymne abschaffen«. Worüber die Bielefelder Studenten und die Wirtschaftsjunioren am liebsten debattieren wollten, waren die Themen »Strafbarkeit ab zwölf« und »Stoppt den Flaggenwahn«. Letzteres setzte sich durch. Über Themen abstimmen müssen sich die Mitglieder jede Woche wieder. Und das seit zweieinhalb Jahren.

So lange gibt es den Debattierclub in Bielefeld. Christoph Busch, Doktorand und mehrfach national und international ausgezeichneter Redner, trug die Idee von Münster nach Bielefeld. »Wir haben mittlerweile etwa 120 Namen in unserem E-Mail-Verteiler« sagt Marcel Raschke (25), Jura-Student und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. »20 schauen tatsächlich hin und wieder bei unserem Treffen vorbei.« Das ist stets dienstags um 18 Uhr und während des Semesters auch donnerstags um 19.30 Uhr im Raum T2-234.
Debattiert wird aber nicht nur in der Uni Bielefeld: »Wir versuchen, regelmäßig an Turnieren teilzunehmen«, sagt Marcel Raschke. Zuletzt wurden in Münster die Deutschen Debattiermeisterschaften ausgerichtet. Vor der Siegermannschaft aus Jena hatten die Bielefelder ein Nachsehen: Von 52 zu vergebenden Plätzen belegten sie den 23. Rang -Êdas Aus in der Vorrunde. Dabei hatten sie es bei den Vormeisterschaften in Marburg noch ins Halbfinale geschafft.
Jeder, ob Erstsemester, Doktorand oder Student ab 50, der Spaß daran hat, rhetorisch geschickt zu debattieren, kann mitmachen. Zwar studiert auch die Vorsitzende Alice Trabant Jura, das Studienfach ist aber keineswegs Pflicht, um aufgenommen zu werden. Jede Fachrichtung ist willkommen. Zumal: »Je unterschiedlicher die Zusammensetzung der Debattierer, desto interessanter die Argumentation«, sind sich die Mitglieder einig.
Bevor es damit los geht, werden die Themen vorgeschlagen und die jeweiligen Positionen und Mannschaften (Regierung und Opposition) zugelost. Normalerweise muss jeder eine siebenminütige Rede halten. Bei Gästen wird aber auch mal eine Ausnahme gemacht: So mussten die Wirtschaftsjunioren jetzt nur drei Minuten argumentieren. Gegen die Profi-Debattierer schlugen sie sich übrigens beachtlich. Sieger und Verlierer gab es diesmal nicht. Das bleibt den Turnieren vorbehalten.

Artikel vom 04.07.2006