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Multitalent Rita Rose

Das Leben nach dem Handball und der »weiße Sport«

Von Sven Schneider
Bielefeld (WB). Ob Leichtathletik, Handball oder Tennis: Rita Rose war und ist ein wahres Multitalent in Sachen Sport. Ihr erstes sportliches Großereignis waren die Olympischen Spiele 1972 in München, zu denen sie als junge Leichtathletin mit einer Auswahl anderer versierter Talente reiste.

Es blieb aber nicht nur bei der Leichtathletik. Die nächste sportliche Zwischenstation der 51-Jährigen war der Handball. Zunächst spielte Rita Rose in Espelkamp und Nettelstedt, ehe sie 1985 von Eintracht Minden gelockt wurde. Nun ging es blitzartig bergauf. Sie spielte nicht nur in der Bundesliga, sondern erhielt im selben Jahr ihre erste Berufung in die Handball-Nationalmannschaft. Bundestrainer damals: Werner Fick. Ein Jahr später wurde sie als »OWL-Sportlerin des Jahres« gekürt. Insgesamt bestritt Rita Rose 100 Spiele im DHB-Dress. Höhepunkte: »Der Vier-Länder-Kampf in Ungarn und ein Spiel in Japan«.
Rita Rose holte mit Minden sieben Titel: vier Mal die deutsche Meisterschaft, drei Mal den Europapokal. Noch während sie im Handball aktiv war, nahm sie nebenbei den Tennisschläger in die Hand. Auch in den weißen Sport fand sie sich schnell ein und erwarb schnellstmöglich den Trainerschein. Der Handball verlor zunehmend seinen Reiz. »Es gefiel mir mehr, Tennistrainerin zu werden. Ich wollte etwas Neues machen, mehr individuell arbeiten«.
Ihre ersten Coaching-Stationen waren der TuS Jöllenbeck und Künsebeck. Aber da gab es noch einen prominenten Nachbarklub, der ein Auge auf Rita Rose geworfen hatte und sie als Trainerin verpflichten wollte. Da sie einigen Mannschaften durch gutes Training zum Aufstieg verhalfen hatte, bekam sie ein Angebot, bei Gerry Weber zu trainieren. Rita Rose lehnte ab. Ihr war es »zu riskant«, ihren damaligen Job bei der Stadt aufzugeben und als eine unter vielen Trainern bei Gerry Weber »unterzugehen«.
Seit nunmehr elf Jahren arbeitet sie als hauptberufliche Trainerin, aber »es gibt immer noch etwas zu tun«, so Rita Rose. Sie lebt für ihren Sport und würde alles dafür geben, Tennis noch populärer zu machen. Nicht zuletzt ihre eigene sportliche Vergangenheit macht die weltoffene Frau zu einem echten Vorbild für ihre Schützlinge. Momentan leistet sie im Nachwuchsbereich des TuS Jöllenbeck wertvolle Aufbauarbeit. Unter anderem gehört sie zum Jugend-sportwartetrio der »Jürmker«; ein schwieriger Job. Es fehlt an Quantität in den einzelnen Teams. Also müssten kleine Vereine besser kooperieren. Hier haben der TuS Jöllenbeck und Nachbar TC Dreeke längst zarte Bande genüpft.
Auf die Frage, ob es denn einen Königsweg gebe, dem Nachwuchs Tennis näher zu bringen, entgegnet sie: »Heutzutage muss den Jugendlichen etwas geboten werden. Es reicht nicht nur zu sagen: Kommt in unseren Klub. Es müssen kleinere Turniere oder ein Trainingscamp im Ausland veranstaltet werden, damit der Sport ganzheitlich Spaß macht und sich nicht nur aufs Training nach der Schule beschränkt wird. Zudem muss den Teenagern die Möglichkeit gegeben werden, bis in den späten Abend zu spielen. In dieser Hinsicht muss die ältere Generation Rücksicht nehmen. Die Jugend ist die Zukunft unseres Sports.«

Artikel vom 23.06.2006