Dortmund (WB/klü). Was war das denn? Da tappste Ronaldo tatsächlich in Richtung eigenen Strafraum zurück. Er wollte hinten aushelfen.
Sehr wahrscheinlich lag es an der Kapitänsbinde, die der Torjäger nach der Auswechselung von Dida in den letzten Minuten tragen durfte. Jetzt schleppte er nicht nur sich, sondern auch Verantwortung mit über den Platz. Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira sollte ihn sofort zum neuen Spielführer bestimmen, vielleicht läuft er dann noch ein bisschen mehr. Beim 4:1-Sieg gegen Japan machte Ronaldo so viele Meter wie noch nie in diesem Turnier - und er erzielte seine ersten Tore. WM-Treffer Nummer 13 und 14, damit holte er Gerd Müller ein. »Das macht mich glücklich«, strahlte Ronaldo, »es war immer mein Ziel, diesen großen deutschen Torjäger zu erreichen.« Er könnte ihn weit übertreffen: Alleiniger Rekordtorschütze und drei Weltmeister-Titel, das alles ist in den nächsten zwei Wochen möglich. Denn Ronaldo, nach seinem ersten Stehgeier-Auftritt schon als »Pummelnaldo« verspottet, ist im Turnier angekommen. »Ja, ich hatte Konditons- und Gewichtsprobleme«, gibt er zu, »aber jetzt hole ich auf. Ich werde immer besser.« Italiens »La Gazzetta dello Sport« titelte: »Brasilien entdeckt, was für ein Schwergewicht er ist.« Wobei weiter nicht geklärt werden kann, wie viel dieser Mann nun wirklich auf die Waage bringt. Im offiziellen FIFA-Protokoll stehen 82 Kilo. Konditionstrainer Morcy St. Ana hat jetzt verraten: »Er liegt zurzeit bei 90,5 Kilo.« Wahrscheinlich dürften es noch ein paar Gramm mehr sein. Egal. Denn ein pfundiger Angreifer ist er auf jeden Fall. In entscheidenden Momenten absolute Weltklasse. Eine Drehung, ein Schuss, Tor. Das beherrscht keiner so wie er. Trainer Parreira fühlt sich nur bestätigt: Er hat immer hinter ihm gestanden. Und Ronaldos Familie sowieso. Die saß in Dortmund auf der Tribüne und der kleine Ronald (6) war ganz stolz. Er sah den Papa erstmals im Stadion - und bejubelte seine beiden Tore.
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