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Mitfavorit Tschechien
droht das frühe Aus

Gruppe E: Italien reicht ein Punkt für Runde zwei

Hamburg (dpa). Bei den Mitfavoriten aus Italien und Tschechien geht die Angst vor dem vorzeitigen WM-Aus um.

Im Zitterduell zwischen den hoch gehandelten Teams heute in Hamburg (16 Uhr) sind Rechenspiele verpönt. Die prickelnde Ausgangslage in der Gruppe E, die noch allen vier Mannschaften den Einzug in das Achtelfinale ermöglicht, erfordert Nervenstärke. Ein weiteres »Desastro italiano« wie bei der EURO 2004 wollen sich die von einem Fußball-Skandal erschütterten Tifosi ersparen. Gennaro Gattuso machte seinem Ruf als Haudegen alle Ehre: »Nach allem, was passiert ist, dürfen wir nicht schon nach Hause fahren. Wir sind bereit für die Schlacht.«
Ausgerechnet vor der Partie kochte der Skandal in der Heimat wieder hoch. Die wieder lauter werdende Diskussion über drohende Konsequenzen wie den Zwangsabstieg von Rekordmeister Juventus Turin kommt für die »Squadra Azzurra« zur Unzeit. Inständig bat Trainer Marcello Lippi die Verbandsbosse, während des Turniers keine Vorladungen an betroffene Spieler zu verschicken.
»Wir wollen Gruppenerster werden«, sagt Kapitän Fabio Cannavaro trotzig. Ein Sieg über den Weltranglisten-Zweiten könnte wieder für positivere Schlagzeilen sorgen und ein drohendes Achtelfinale gegen Titelverteidiger Brasilien verhindern. Nicht nur die beachtliche Serie mit zuletzt 20 Spielen ohne Niederlage stimmt zuversichtlich. Lippi versprach Wiedergutmachung für das mäßige 1:1 gegen die USA: »Wir haben alles selbst in der Hand.«
Anders als die Italiener, die bereits mit einem Unentschieden im Achtelfinale stünden, können sich die Tschechen ihrer Sache nur bei einem Sieg sicher sein. Mit dem unerwarteten 0:2 gegen Ghana verspielte das Team von Karel Brückner die beim Auftakterfolg über die USA (3:0) erkämpfte gute Ausgangsposition. Zum Leidwesen von Italien-Legionär Pavel Nedved, der wie Jan Koller und Karel Poborsky möglicherweise vor seinem letzten Spiel im Nationaldress steht: »Wir haben von den vier Mannschaften die schlechtesten Chancen aufs Weiterkommen. Vermutlich muss ein Wunder geschehen.«
Nur gut, dass bereits vor dem Spiel Wundersames passierte. Die unerwartete Genesung von Milan Baros sorgt für neue Hoffnung. Die Bänderdehnung in der Ferse bereitet zwar noch immer Probleme, hinderte den EM-Torschützenkönig jedoch nicht an einer Rückkehr ins Mannschaftstraining. Angesichts der großen Personalprobleme der Tschechen im Angriff, in dem die verletzten Koller und der gesperrte Vratislav Lokvenc fehlen, beißt Baros auf die Zähne: »Wenn es nicht eine WM wäre, würde ich sagen: Sorry, es geht nicht. Aber ich will der Mannschaft helfen.«
Diese Hilfe tut Not. Schließlich gilt die Abwehr der Italiener noch immer als Prunkstück. Auf die Unterstützung von Cristian Zaccardo, der per Eigentor den bisher einzigen Gegentreffer der »Azzurri« erzielte, können die Tschechen nicht hoffen: Lippi will den Unglücksraben auf die Bank setzen.

So spielen sie
Tschechien: 1 Cech - 2 Grygera, 22 Rozehnal, 5 Kovac, 6 Jankulovski - 4 Galasek - 8 Poborsky, 10 Rosicky, 11 Nedved, 20 Plasil - 15 Baros; Sperre droht: Grygera, Rosicky, Rozehnal
Italien: 1 Buffon - 19 Zambrotta, 5 Cannavaro, 13 Nesta, 3 Grosso - 20 Perrotta, 21 Pirlo, 8 Gattuso - 10 Totti - 9 Toni, 11 Gilardino; Sperre droht: Camoranesi, Iaquinta, Totti, Zambrotta
Schiedsrichter: Archundia (Mexiko)
bisherige Duelle: 2 - 1 - 2

Artikel vom 22.06.2006