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Ärzte verschreiben
zu viel und zu teuer

Bis zu 24 000 Todesfälle durch Wechselwirkungen


Berlin (dpa). Ärzte verschwenden dem Arzneimittelreport 2006 zufolge Milliarden durch die unnötige Verschreibung teurer Medikamente. Die gesetzlichen Krankenkassen könnten drei Milliarden Euro durch den Einsatz von Nachahmerpräparaten (Generika) sparen, sagte der Autor der Studie, der Bremer Professor Gerd Glaeske, gestern in Berlin. Das entspricht 0,3 Beitragssatzpunkten.
Gesundheits-Staatssekretärin Marion Caspers-Merk (SPD) mahnte die Mediziner: »Man darf keine Arzneimittel verordnen nach dem Motto ÝViel hilft vielÜ.« Viel verordnet werde in Ostdeutschland, Berlin und Hessen. Sparsam hätten Ärzte in Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein verschrieben. Jedes vierte durch Generika ersetzbare Mittel werde dennoch verordnet.
Frauen und ältere Menschen werden nach der Darstellung Glaeskes erheblichen Risiken durch die Verschreibung zu vieler Medikamente ausgesetzt. Noch immer bekämen 22 Prozent der Frauen zwischen 65 und 70 Jahren Hormonpräparate. Glaeske warnte vor Brustkrebs, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Mehr als 20 Prozent der älteren Menschen erhielten mehr als 13 Medikamente parallel. Verträglich seien vier Wirkstoffe. Glaeske führte etwa 300 000 Klinikeinweisungen und 16 000 bis 24 000 Todesfälle jährlich auf Wechselwirkungen der Arzneien zurück.

Artikel vom 21.06.2006