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Brief an die Gemeinden: Präses Alfred Buß.

Weniger Gehalt für Pfarrer geplant

Westfälische Landessynode soll im November neue Einsparungen beschließen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Über die Einführung eines Kirchenbeitrages für Rentner soll die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen voraussichtlich im November entscheiden.

Das hat Präses Alfred Buß in einem Brief an die Gemeindeleitungen, Pfarrerinnen und Pfarrer sowie alle Angestellten im Dienst der Evangelischen Kirche von Westfalen angekündigt. Der neue Kirchenbeitrag sei verbindlich und dürfe nicht mit der Kirchensteuer oder einem freiwilligen Kirchengeld verwechselt werden, betonte der Sprecher der Landeskirche Andreas Duderstedt.
Es werde aber darauf verzichtet, das Geld einzutreiben, wenn nicht gezahlt werde. Nach Angaben von Buß gibt es viele Menschen im Ruhestand, die keine Kirchensteuer zahlen, aber ihre Kirche gerne regelmäßig finanziell unterstützen wollten. Buß kündigte ferner an, dass die Landessynode 2006 auch über Vorschläge entscheiden werde, die weniger Einkommen für Pfarrrinnen und Pfarrer bedeuteten. Schon bisher habe es erhebliche Eingriffe in das Besoldungsrecht gegeben: Seit 1997 mussten die Theologen auf zehn bis 14 Prozent ihres Jahreseinkommen verzichten.
Weitere Entlastung sollen attraktivere Bedingungen bringen, unter denen Pfarrer in den Vorruhestand gehen könnten, damit Pfarrstellen für die jüngere Generation frei würden. Buß: »Alle Entscheidungen über weniger Einkommen für Pfarrer müssen sich an der Frage nach der Gerechtigkeit gegenüber der nachwachsenden Generation, Theologen und anderen Mitarbeitende, orientieren. Denn die künftige Pfarrergeneration wird im Ruhestand, auch wenn er erst mit dem 65. Lebensjahr beginnt, mit deutlich weniger Geld auskommen müssen.«
Präses Buß hat in seinem Brief zudem eine Vision für das Jahr entworfen. Es werde bedeutend weniger Mitglieder, Kirchen und Gemeindehäuser geben. Statt gegenwärtig 2100 würden noch etwa 1200 Pfarrerinnen und Pfarrer Dienst tun. Weitere Hauptamtliche bildeten vor allem ehrenamtliche Mitarbeitende fort. Die Kirchensteuer diene der Grundfinanzierung. Viele der historischen Kirchen, so Buß, seien Zentren mit großer Ausstrahlungskraft, weil hier geistliches, diakonisches, seelsorgliches, ökumenisches und gesellschaftspolitisches Leben und Handeln der Gemeinde konzentriert seien. In strukturschwachen Gebieten werde es kirchliche Bistros mit Poststelle, Brötchen, Zeitungen, Tickets und auch einladender Gastronomie geben. So solle zugleich die Gemeindearbeit finanziert werden. Die neuen kirchlichen Zentren seien ein Knotenpunkt ländlicher Infrastruktur oder städtischer Kommunikationskultur. Die quirligen Mittelpunkte wirkten der Verödung ganzer Landstriche entgegen.

Artikel vom 21.06.2006