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Ein Märchenbuch
erlebt Abenteuer

Vorhang auf für Theaterprojekt der Marienschule

Verl (köh). Woran erkennt eine Prinzessin den Prinz fürs Leben? Na klar: Er ist anständig gekleidet, hat eine Schatzkammer und bohrt nicht in der Nase. Dieses und vieles mehr lernten gestern die Zweitklässler in der Prinzenschule hoch unterm Dach der Marienschule.

Dort zeigten 17 Mädchen und Jungen, was sie bei Sven Stickling in einem fünfmonatigen Theaterprojekt gelernt hatten. Viel Beifall und Zugaberufe aus 100 Kindermündern waren der schönste Lohn für die Mühe. Anschließend stürmten die kleinen Schauspieler mit Sven Stickling eine Eisdiele und schauten sich in Ruhe das Video von ihrer Aufführung an. Die Premiere war bereits am Tag zuvor: Da spielte die Theater-AG vor etwa 80 begeisterten Eltern.
»Es war wirklich viel Arbeit, aber es hat auch allen riesig Spaß gemacht«, sagt der angehende Pädagoge, der mit dem Theaterprojekt sein Zusatzstudium Theaterpädagogik gekrönt hat. Auch sein Ausbildungsleiter und Bildungsreferent Michael Zimmermann von der LAG Spiel & Theater NRW war extra nach Verl gekommen, um sich das Stück anzuschauen.
Und dieses kam ganz entspannt daher: Von ängstlichem Festhalten an Texten keine Spur. Wenn mal hier und da ein Satz aus dem Gedächtnis verschwunden war, improvisierten die Kinder munter drauf los. Sie schlüpften wie selbstverständlich in ihre Rollen und hatten sichtlich Freude am Spiel. »Das ist es genau, was wir erreichen wollten«, freut sich Sven Stickling. Mit Lockerungsübungen und vielen Kniffen aus der Schauspielkiste hatte er die Mädchen und Jungen bis Anfang April vorbereitet. Dann durfte sich jeder eine Figur aussuchen, um die der 25-jährige Student schließlich eine Geschichte geschrieben hat.
Die Rahmenhandlung wird von einem Märchenbuch zusammengehalten, das von seinen Abenteuern erzählt. In denen darf jede Figur nach Herzenslust zum Leben erwachen: Neben Prinzen und Prinzessinnen dürfen in einem richtigen Märchen auch die Hexen nicht fehlen. Und die sind ganz versessen darauf, die Prinzenschar zu grillen und zu verspeisen, die der böse Wolf für sie gefangen hat. In Vorfreude tanzen sie um den riesigen Kochtopf. Doch das Glück, das schon Rotkäppchen und auch den sieben Geißlein in einem anderen Märchenbuch hold war, ist auf der Seite der Gefangenen: Der Jäger befreit sie mit einem Hasentrick.
Und mögen die Gebrüder Grimm nie etwas davon gehört haben, die Zuschauer erlebten es mit Vergnügen: Ein Indianer und ein Cowgirl bestehen Abenteuer, lernen die Prinzenschule kennen und werden Freunde. Für alle aber gibt's am Ende Ferien. Ein Abenteuer wie das Publikum es liebt, das sich mit einem märchenhaften Applaus bedankte.

Artikel vom 21.06.2006