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Freizeitreiter wollen alten
Postweg aufleben lassen

Hoch zu Ross auf historischer Route entlang des Kanals

Delbrück/Lippstadt/Detmold (al). »Wir stehen am Scheideweg: Entweder die Reitwege entlang des Boker Kanals wuchern endgültig zu, oder wir unternehmen einen Rettungsversuch auf historischem Boden«, so begrüßte Ralf Salmen gut 150 Freizeitreiter aus ganz Ostwestfalen-Lippe im Gastlichen Dorf. Bereits seit sechs Jahren engagiert sich der Lippstädter Freizeitreiter für eine durchgehende Reitroute entlang des Boker Kanals.

»Die Gespräche mit Behörden und Kommunen waren nicht von Erfolg gekrönt«, so Salmen. Ziel der Initiative ist es, nach dem Vorbild des Friedensweges von Münster nach Osnabrück eine durchgehende Reitstrecke von Lippstadt bis nach Detmold auszuweisen. »Eine solche Route wäre auch aus touristischer Sicht sicherlich interessant«, so der Vorsitzende des Kreisreiterverbandes Paderborn, Ralf Tapken.
Den Initiatoren schwebt langfristig eine zusammenhängende Reitroute von Köln bis Hamburg in der Nähe eines historischen Reitweges von 1616 vor. Das Stück von Lippstadt bis Detmold wäre dabei ein schöner Meilenstein. »Von Lippstadt bis zum Freien Stuhl bei Westenholz und von Sennelager bis zum Kreuzkrug am Fuße des Teutoburger Waldes sind weite Teile bereits für die Freizeitreiter erschlossen. Aber auf Delbrücker Gebiet klafft eine große Lücke. Ideal wäre hier die Streckenführung entlang des Boker Kanals«, erläutert Ralf Salmen die Überlegungen.
Erste Gespräche mit Ferdinand Westerhorstmann, Vorsitzender des Wasserwirtschaftsverbandes Boker Heide, der den Boker Kanal unterhält, beurteilten die Reiter als positiv. »Der Wasserwirtschaftsverband ist grundsätzlich bereit, sich mit unserem Anliegen auseinanderzusetzen«, so Salmen.
Allerdings gibt es noch eine Reihe Probleme, die vor einer Ausweisung als Reiterroute gelöst werden müssten. Allen voran sind Fragen der Verkehrssicherungspflicht, der Haftung bei Flurschäden sowie der Unterhaltung möglicher Reiterrouten zu klären. An einigen Stellen sind die Wege am Boker Kanal bereits als Wanderwege ausgewiesen werden. Hier muss geprüft werden, ob eine Doppelnutzung überhaupt möglich ist.
»Denkbar wäre, eine Interessengemeinschaft zu gründen, die die nötigen Flächen pachtet«, verweist der Vorsitzende des Kreisreiterverbandes Lippe, Andreas Fettig, auf vergleichbare Lösungen im Lippischen. Die Freizeitreiter wollen jetzt Unterschriften sammeln, um ihren Überlegungen Nachdruck zu verleihen. Anschließend sollen Gespräche mit der Stadt, den Heimatvereinen, aber auch den örtlichen Reitvereinen geführt werden. Ein regelmäßiger Arbeitskreis soll die weiteren Schritte begleiten.
Ralf Tapken führte aus, dass im Kreis Paderborn 4 500 Reiter organisiert sind, die 10 000 bis 15 000 Pferde gemeldet haben. »Bundesweit sind 300 000 Arbeitsplätze von der Reiterei abhängig. Wir Reiter sorgen bundesweit für einen Umsatz in Höhe von etwa drei Milliarden Euro«, hatte Ralf Tapken noch einige Zahlen parat.

Artikel vom 21.06.2006