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»Wir sind Favorit? Kein Problem!«

Souveränes 3:0 - Klose und Podolski schießen Deutschland zum Gruppensieg

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Berlin (WB). Das haben noch nicht einmal die drei Weltmeistermannschaften fertiggebracht: Zum ersten Mal seit 1970 gewannen die Deutschen bei einer WM alle Vorrundenspiele. Mit dem 3:0 gegen Ecuador erreichten sie nicht nur das Ziel Gruppensieg, sie schafften dies mit drei Erfolgen in drei Partien auch absolut souverän.

Darauf vor allem war es dem Bundestrainer angekommen, denn die anderen sollen sehen, welche Gefahr der Gastgeber für die potentiellen Titelkandidaten bedeutet. »Wir wollten unbedingt auch dieses Spiel gewinnen«, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann. »Jeder weitere Sieg in diesem Turnier gibt uns noch mehr Selbstvertrauen und Sicherheit.« Vor allem aber steigt jedes Mal der Respekt vor der DFB-Auswahl, die auf einer Welle des uneingeschränkten Wohlwollens durch die WM im eigenen Land reitet. Klinsmann ist die spätestens jetzt neu definierte Deutschlandrolle im Turnier sogar recht: »Man hat uns auf der Rechnung. Wir haben auch kein Problem damit, wenn wir nun mit zu den Favoriten gezählt werden. Wir haben den Heimvorteil und eine schlagkräftige Truppe.«
Die sich nun aber richtig beweisen muss. Teil 1 der WM ist vorbei, Teil 2 startet mit dem Achtelfinale am Samstag. Von nun an kann jedes Spiel das letzte sein. »Die Weltmeisterschaft beginnt erst jetzt richtig. Uns ist klar, dass Ecuador kein Maßstab war«, versicherte der Bundestrainer und hakte das leicht herausgespielte 3:0 gegen einen auf fünf Positionen umgekrempelten Gegner ganz schnell ab.
Das Wechselfieber im einseitigen Gruppenfinale hatte nur Ecuador befallen. Trainer Luis Suarez wählte den zweiten Anzug aus und schickte nur noch vier Spieler auf den Rasen des Olympiastadions, die bisher das komplette 180-minütige WM-Programm absolviert hatten, Torhüter Cristian Mora schon eingerechnet. Dafür nominierte Suarez mit Felix Borja, Paul Ambrosi und Marlon Ayovi gleich drei Debütanten. Auch auf ihre beiden bisherigen Doppeltorschützen verzichteten die Südamerikaner. Carlos Tenorio und Agustin Delgado sonnten sich bei fast 30 Grad in Berlin mit den anderen Reservisten, zu denen sich auch Abwehrchef Ivan Hurtado gesellte.
Bei den Deutschen hatte die Rotationsdiskussion zu nur einer Änderung geführt: Christoph Metzelder, am Knie verletzt und mit einer gelben Karte vorbestraft, blieb vorsorglich auf der Bank. Für ihn verteidigte Robert Huth tadelsfrei. Der England-Emigrant vom FC Chelsea freute sich besonders über seine Berücksichtigung, denn für den Mann aus Berlin-Marzahn war der erste WM-Einsatz ein Heimspiel.
Das galt natürlich für die gesamte Mannschaft. Nach München und Dortmund wurde sie nun auch in der Hauptstadt frenetisch gefeiert. Und jubeln durften die Fans nach gerade einmal vier Minuten: Per Mertesacker bugsierte den Ball mit viel Geschick über Ecuadors komplette Abwehr hinweg zu Bastian Schweinsteiger, der fast von der Außenlinie den Ball direkt in den Lauf von Miroslav Klose zurücklegte. Der Bremer zog sofort ab und feierte seinen dritten Treffer bei diesem Turnier mit einem perfekten Salto.
Die Aktion hatte Symbolcharakter. Deutschland schlägt weiter Purzelbaum und feiert seine ausgelassene WM-Party. Die Spieler aber behielten kühlen Kopf, kontrollierten die Partie und hatten ihren Gegner voll im Griff. Zur Sicherheit verpassten sie ihm kurz vor der Halbzeit noch einen zweiten Knacks: Im Stile eines Schaufelbaggers lupfte diesmal Kapitän Ballack den Ball auf Klose. Das 2:0 des Werder-Stürmers verdeutlichte nochmals die deutsche Überlegenheit. Ernste Zweifel am Doppelsieg in Spiel und Gruppe gab es schon zur Halbzeit nicht.
Letzte Klarheit brachte das 3:0 von Lukas Podolski. Einen Präzisionspass von Bernd Schneider nutzte der Angreifer, um endlich den Tor-Bann zu brechen. Der Rest war Schaulaufen. »Die Deutschen waren zu stark für uns«, gab auch Trainer Suarez zu. »Sie haben uns keine Chance gelassen.«

Artikel vom 21.06.2006