20.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eine Säge kreist
um den Erdball

Firma Altendorf besteht 100 Jahre

Von Edgar Fels
Minden (WB). Berlin vor 100 Jahren: In der ganzen Stadt herrscht Aufbruchstimmung. Mitten im Trubel versucht auch der Mindener Tischler und Möbelzeichner Wilhelm Altendorf sein Glück. Ihm ist schnell klar: Um sich zu behaupten, braucht er eine zündende Idee. 1906 erfand er eine Maschine, mit der man perfekt sägen konnte und die längst ihren Siegeszug um die Welt angetreten hat.

»Noch heute steht der Name Altendorf als Synonym für die Formatkreissäge«, sagt Andreas Plöger (47), Geschäftsführer der Mindener Maschinenbaufirma Wilhelm Altendorf. Im Handwerk, insbesondere bei Möbelbauern, sei »die Altendorf« ein Markenname wie etwa in anderen Bereichen Persil, Pril oder Tempo.
Die Idee von Wilhelm Altendorf vor genau 100 Jahren war ebenso einfach wie genial: Um ein Stück Holz sauber durchzuschneiden, erfand er den fahrbaren Tisch. Auf ihm wurde das Brett fixiert, um es dann mitsamt Tisch am Sägeblatt vorbeizuführen. Plöger: »Das Prinzip hat bis heute Gültigkeit.«
Dass das Unternehmen in Ostwestfalen und nicht in Berlin beheimatet ist, hat einen einfachen Grund: Wilhelm Altendorf hatte den Firmensitz 1919 wegen der Nachkriegswirren von Berlin nach Minden verlegt. Eine kluge Entscheidung: Denn OWL galt bekanntlich schon damals als Hochburg deutscher Möbelfertigung.
Eine weitere kluge Entscheidung fiel 1956, acht Jahre nach dem Tod des Firmengründers: Seine Söhne beschlossen, nur noch Sägen zu fertigen, also keine Schleifmaschinen mehr. Der Startschuss für die Serienproduktion war gefallen und schon in den 60-er Jahren begann die systematische Bearbeitung der Exportmärkte. Heute fertigt das Unternehmen in seinen Werken in Minden und Schnathorst (260 Mitarbeiter) sowie im chinesischen Qinhuangdao (100 Mitarbeiter) pro Jahr bei einem Umsatz von 54 (2004: 53) Millionen Euro 4400 Formatkreissägen.
Sieben von zehn Altendorf-Sägen gehen ins Ausland. Die in China gefertigten 1400 Maschinen seien vorwiegend für den dortigen Markt bestimmt, einige werden auch in den USA verkauft, jedoch keine in Deutschland.
»Wir wollen weiter wachsen«, sagte Tom Altendorf (30) gestern in Minden, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Wilfried Altendorf (65) als Gesellschafter führt. In Brasilien werde man noch in diesem Jahr ein Montagewerk in Betrieb nehmen, auch um die hohen Zölle zu umgehen. Auch in Russland habe man eine Niederlassung gegründet. Die Mindener spüren, dass es aufwärts geht. Wilfried Altendorf: »Die Auftragslage ist sehr gut.«

Artikel vom 20.06.2006