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Bielefeld in Partylaune
nach der Fußball-Gala

Wieder schwarzrotgoldene Nacht mit »Deutschlaaand«

Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Deutschlaaand, Deutschlaand.« Zehn Minuten nach Abpfiff waren gestern erste trikotgewandete, fähnchenschwingende Fans auf dem Jahnplatz, weitere fünf Minuten später herrschte schwarzrotgoldene Partystimmung.

Die »Musik« steuerten gut 300 hupende Autos bei, die sich blitzschnell zum Corso formierten. Die Polizei sorgte dafür, dass keiner der bis zu 1500 begeisterter Fans in den Verkehrsfluss geriet. Um 19 Uhr wurde das Gedrängel so dicht, dass die Polizei den Jahnplatz sperren musste. Aber: Man feierte insgesamt friedlich, es gab nur eine vorläufige Festnahme: Ein Mann hatte eine Flasche auf einen Polizisten geworfen, der Beamte blieb aber unverletzt. Man fotografierte sich gegenseitig in der schwarzrotgoldenen Pracht (Haartracht, Hut, Blumenketten) und die Zeile »Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin« avancierte zum WM-Hit 2006.
Zwei Stunden vorher: Der Boulevard im Neuen Bahnhofsviertel war zur TV-Meile geworden. Die Lokale hatten Fernsehgeräte aufgestellt, die WM-Zuschauer drängten sich drinnen und draußen. Marc-Oliver Eggert schaute sich - zwei Etagen höher - ebenfalls an, wie Miroslav Klose das erste Tor schoss, war dabei aber selbst sportlich aktiv und trat im »Elixia« in die Pedalen. Event Manager Patrick Thull sorgte für Erfrischungsgetränke der Geschmacksrichtungen Himbeer und Waldmeister, meinte aber: »Nicht alle, die bei uns trainieren, wollen die WM sehen - deshalb laufen auf einigen Bildschirmen auch Alternativprogramme - Serien und so.«
Matthias Hagemann, Leiter der Sparkassen-Filiale im Neuen Rathaus, und seine Kollegen hatten während der Begegnung Deutschland : Ecuador Zeit für intensive Kundenberatungen - und auch dafür, gelegentlich das Spiel auf dem Bildschirm zu verfolgen, über den sonst neueste Börsennachrichten flimmern. Während die Klinsi-Elf ihre Gala hinlegte, ruhten die Geldgeschäfte weitgehend.
Gaaanz ruhig ging es in der Boulevard-Buchhandlung zu: Wer die Spiele dort live verfolgen wollte, hatte Muße dazu, während sich im Café Meyerbeer die einfanden, die der WM entgehen wollten. Kaffee (groß) gibt es dort extra-günstig, während der Ball rollt.
Von oben gibt es zudem die beste Aussicht auf den Jahnplatz nach dem Abpfiff. Hinsetzen, aufstehen, jubeln - so lautet die Nach-dem-Sieg-Choreografie. In der Freude über die gute Leistung der deutschen Mannschaft herzen und umarmen sich Fußball-Fans, die sich zuvor noch nie gesehen haben - und versprechen sich gegenseitig: »Nach dem nächsten Spiel wieder hier!«

Artikel vom 21.06.2006