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Aversion gegen frühes Aus

Klinsmann trennt seine Zukunft vom Turnierverlauf

Berlin (WB/fwk). Einen Teil der Aufmerksamkeit hat Jürgen Klinsmann vom Achtelfinale abgezogen und auf sich gelenkt. Immer wieder wird in Berlin auch darüber spekuliert, was der Mann wohl machen wird nach dem 31. Juli.
Was macht Jürgen Klinsmann nach dem 31. Juli?
An diesem Tag endet sein Vertrag als Bundestrainer. Da der 41-Jährige nun inzwischen das Halbfinale zur Mindestanforderung ernannte, hat er erneute Nachfragen nach seiner Zukunft dieses Mal gleich selbst ausgelöst. Die Antwort: Er weiß es nicht.
Noch immer geht es um eine Gleichung mit Unbekannten. Einfach abzuleiten, Klinsmann hört auf, wenn es nicht für das Halbfinale reicht, liegt natürlich nahe. »Meine Aussagen haben mit meiner persönlichen Zukunft aber nichts zu tun«, stellte der Bundestrainer am Freitag in Berlin klar.
Es ist nur so, dass der Schwabe das Minimalziel seiner Arbeit präzisiert hat. Klinsmann hält es mit einem Ausscheiden gegen Schweden oder im Viertelfinale gegen Argentinien oder Mexiko für verpasst. »Wir haben uns eine Zielsetzung gegeben, und ich werde nicht aufhören, dies zu sagen. Wir tragen diesen Wunsch in uns drin, Weltmeister zu werden.«
Die Spieler hörten es auch. Sie empfinden den Anspruch des Bundestrainers an ihr Abschneiden als Ansporn und nicht als Last. »Wir haben doch das gleiche vor«, erklärte Philipp Lahm - für das Spiel gegen Schweden ebenso siegesgewiss wie sein Chef.
Der rührte die Worttrommel weit mehr als sonst. Der Anlass Achtelfinale ist glorreich genug für Geklingel: »Wir werden maximal motiviert sein«, verkündete Klinsmann, »und sind von unserem Erfolg absolut überzeugt. Alles andere findet in unserem Kopf keinen Platz.«
Aus eigener Erfahrung wird er seiner Mannschaft noch mitteilen, warum man aber »das letzte aus sich herausholen« muss. 1994 hielt Klinsmann, der damals noch stürmte, die deutsche Mannschaft für besser als die Weltmeister-Auswahl vier Jahre zuvor. »Wir haben dann gegen Bulgarien zweimal gepennt und den Titel aus dem Fenster geworfen.« Als Trainer möchte er das nicht erleben.
Wahrscheinlich unterstützen die damaligen »Schläferstündchen« der Deutschen im Giants Stadium auch die Aversion gegen ein frühes Aus. Es passierte im Viertelfinale.

Artikel vom 24.06.2006