20.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

WM live: Gleitzeit macht's möglich

Fußballfreie Zonen sind heute von 16 Uhr an eine wahre Rarität

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Wohl dem, der Fußballfan ist und der flexible Arbeitszeiten hat: Denn wohl nur die wenigsten Arbeitnehmer hätten heute beim Anstoß des WM-Spiels Deutschland : Ecuador um 16 Uhr schon Feierabend, um die Begegnung im Fernsehen verfolgen zu können. Stadtwerke-Sprecherin Birgit Jahnke: »Bei uns ist es möglich, nach Absprache die Arbeitszeit so flexibel zu gestalten, dass man zwei Stunden unterbricht - um zum Beispiel Fußball zu sehen.«

Ansonsten aber darf bei den Stadtwerken und bei moBiel da Radio gehört werden, »wo es nicht stört«. Und wo kein Kundenverkehr herrscht. Ähnliches gilt für die Stadtverwaltung: In Amtsstuben, in denen kein Kundenverkehr herrscht, dürfen Beamte und Angestellte durchaus »nebenher« die WM-Begegnung live am Radio verfolgen. Wer Ballack, Lehmann & Co. auch kicken sehen will, der müsse »die Gleitzeit nutzen oder Urlaub nehmen«. Aber eines sei klar, so ein Rathaussprecher: »Jedem Bürger, der ein Anliegen hat, wird versucht zu helfen - auch, wenn Deutschland Fußball spielt.«
Das gilt auch für die Sparkasse. Dort, in der Hauptverwaltung an der Schweriner Straße, bietet der Personalrat aber die Möglichkeit, von 17 Uhr an zumindest die zweite Halbzeit im Vortragssaal mitzuerleben. Manfred Brinkmann, Leiter Unternehmenskommunikation: »Eben nach Dienstschluss - aber die fußballinteressierten Kollegen müssen nicht schnell nach Hause fahren, um wenigsten noch die letzten 45 Minuten des WM-Spiels zu sehen.« Brinkmann selbst ist gespannt, ob mit dem Anpfiff um 16 Uhr der Kundenbetrieb in den Filialen abrupt abbricht, aber: »Es gibt schließlich auch noch jede Menge Menschen, die sich für Fußball nicht interessieren.«
Bei der Bielefelder Polizei steht im Aufenthaltsraum an der Lerchenstraße ein TV-Gerät: Ist kein Einsatz können die Beamten dort das Spiel verfolgen. Im Polizeipräsidium gibt es einen Bildschirm in der Aula - und in der Einsatzleitstelle. Ein Polizeisprecher: »Die Kollegen müssen schließlich wissen, was los ist, falls es anschließend in Bielefeld wieder zu Corsofahrten oder Feiern auf dem Jahnplatz kommt.«
Keinen Mangel an Geräten gibt es zum Beispiel im Media-Markt an der Engerschen Straße: Kunden (und Mitarbeiter) können die heutige WM-Begegnung gleichzeitig auf 200 (!) Bildschirmen verfolgen. Und entsprechend mitfiebern.
Und selbst der Bielefelder Buchhandel ist alles andere als Fußballfreie Zone: In der Boulevard-Buchhandlung ist das WM-Spiel heute in der Ruhezone auf dem Weg zur zweiten Etage zu sehen - allerdings ohne Ton.

Artikel vom 20.06.2006