20.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Alter und neuer
Glanz am »Cap«

»Bucht der Milliardäre« im ZDF

ZDF, 23.30 Uhr: Die Stadt Antibes an der französischen Riviera ist ein Ort der Kontraste.

Er ist zum einen geprägt von der im vergangenen Jahrhundert gewachsenen Noblesse und zum anderen vom aufdringlich wirkenden prunkvollen Luxus, der nach dem Zusammenbruch des Ostblocks vielfach von schwerreichen Ausländern beigetragen wurde. »Bucht der Milliardäre« heißt Lutz Hachmeisters Film über das Mekka der Reichen und Neureichen.
In Antibes erfanden amerikanische Intellektuelle wie Cole Porter, Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway in den 20er Jahren die Sommersaison. Hier residieren die Industriellenfamilien Heineken und Quandt, und der Oetker-Konzern betreibt das legendäre »Grand Hotel du Cap«. Dann haben reiche Russen in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zahlreiche Anwesen am Cap d'Antibes erworben und bar bezahlt. Und wer auf dem schmalen öffentlichen Pfad um das Cap herumwandert, sieht mitunter, hinter Stacheldraht verborgen, Männer, die mit Maschinenpistolen die Anwesen mysteriöser Geschäftsmänner bewachen.
Das provençalische Städtchen Antibes mit seinen 30 000 Einwohnern wirkt ursprünglicher als das mondäne Cannes oder der Jetset- Stützpunkt Saint-Tropez. Zahlreiche Maler und Schriftsteller kamen hierher. Graham Greene und Pablo Picasso lebten hier ebenso wie Georges Simenon und Jacques Prévert. Hachmeisters Film porträtiert die Kulturlandschaft zwischen Nizza und Cannes und ihre illustre Gesellschaft.
Zu Wort kommen in der Reportage der russische Oligarch Boris Beresowski, Milliardär, Medienzar und einstiger Jelzin-Günstling, der für 22 Millionen Euro das prestigeträchtige Château de la Garoupe erwarb. Heute in Frankreich unerwünscht, äußert sich Beresowski in seinem Londoner Exil zum Leben am Cap und zu seiner politischen Zukunft. Auch der Schotte Jimmy Boyle berichtet im Film über seine Wahlheimat.

Artikel vom 20.06.2006