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Alles drängt auf den
einträglichen Markt

Themenabend bei Arte: »Erdöl, das schwarze Gold«

Arte, 20.40 Uhr: Fast die ganze Welt ist vom Erdöl abhängig. Sein Preis steigt ebenso stetig wie der Bedarf. Der Themenabend »Erdöl, das schwarze Gold« geht den Folgen dieser Entwicklung für Verbraucher und Wirtschaft nach.

Untersucht wird, warum die Ölpreise steigen und wer davon profitiert, woher das Öl kommt, das in Europa verbraucht wird, wie die großen Ölkonzerne in Angola und Ecuador nach neuen Ölfeldern suchen - und was dies für die Menschen dort bedeutet.
Die erste der drei Dokumentationen verfolgt den Weg des Erdöls von seiner Quelle in Kuwait bis an eine Tankstelle im deutschen Ruhrgebiet. »Öl: Es geht ein Barrel auf Reisen« heißt der Film, in dem auch die vielen Verwendungsformen dieses Rohstoffs erläutert werden. Stationen sind unter anderem die Ölquelle im kuwaitischen Burgan, der Suezkanal, der Hafen in Rotterdam, die Raffinerie in Gelsenkirchen und schließlich die Tankstelle. Doch Erdöl steckt auch in Kunststoffen und Waschmitteln ebenso wie in zahlreichen Lebensmitteln und Medikamenten. Steigt der Ölpreis, werden auch viele Dinge des täglichen Lebens zwangsläufig teurer.
Reichtum und Armut in einem Ölförderland zeigt das Beispiel Angola. Der Dokumentarfilm »Reiches Land, armes Volk« (21.30 Uhr) beleuchtet ein Land des Kontrastes, in dem es neben ultramodernen Ölförderanlagen bittere Armut und vom Bürgerkrieg zerstörte Städte gibt. Angola im Südwesten Afrikas ist nach Nigeria der zweitgrößte Ölproduzent des Schwarzen Kontinents. Neben den USA drängen auch Großbritannien, Frankreich, Italien und sogar China mit Macht auf den angolanischen Markt.
Die geschätzten Jahres-Einnahmen des Landes aus dem Ölgeschäft lagen 2005 bei umgerechnet etwa 5,5 Milliarden Euro. Dennoch ist Angola arm. Außerhalb der Hauptstadt Luanda gibt es keine ordentlichen Straßen, keine Arbeitsplätze und nur schlechte medizinische Versorgung. Immer noch kümmert sich das Welternährungsprogramm der UNO mit Nahrungsmittelhilfen um die ländliche Bevölkerung.
Erdöl kann auch Umweltkatastrophen auslösen, nicht nur wenn ein Tanker vor einer Küste ausläuft. »Zeitbombe Öl« (21.55 Uhr) berichtet über eine solche Katastrophe in Ecuador im Jahr 1998. Am Stadtrand von Esmeraldas brach die Öl-Pipeline. Rohöl ergoss sich in den gleichnamigen Fluss, an dessen Mündung die Stadt mit ihren 200 000 Einwohnern liegt, und entzündete sich. Zwölf Tote und Hunderte von Verletzten weist die offizielle Statistik aus. Doch niemand weiß genau, wie viele Menschen aus den Armenvierteln in dem Flammenmeer tatsächlich umgekommen sind. Die Angst ist groß.

Artikel vom 20.06.2006