20.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Saddam droht die Todesstrafe

Plädoyer des Generalstaatsanwalts - Japanische Soldaten verlassen Irak

Bagdad (dpa/Reuters). Der irakische Generalstaatsanwalt hat für den früheren Machthaber Saddam Hussein im Prozess um ein Massaker in der Kleinstadt Dudschail die Todesstrafe gefordert.Der Generalstaatsanwalt fordert die Todesstrafe für Saddam Hussein.

Auch der ehemalige Vizepräsident Taha Jassin Ramadan und Saddams Halbbruder Barsan al- Tikriti sollten wegen ihrer Beteiligung an dem Massaker hingerichtet werden, sagte Staatsanwalt Dschafar al-Mussawi gestern in Bagdad. Für vier weitere Angeklagte - ein Ex-Richter und drei Parteifunktionäre - beantragte Al-Mussawi in seinem Schlussplädoyer Haftstrafen. Mohammed Asawi Ali, ein lokaler Funktionär von Saddams Baath-Partei, soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft als einziger freigelassen werden.
Die Anwälte der Angehörigen der Opfer des Massakers erklärten, alle acht Angeklagten hätten die Todesstrafe verdient. Die Angeklagten verzogen bei der Sitzung kaum eine Miene.
In Dudschail waren 1982 nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf Saddam Hunderte von Menschen festgenommen und misshandelt worden. Ein Revolutionsgericht verurteilte damals 148 Männer zum Tode. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren einige von ihnen bereits vor den Urteilen zu Tode gefoltert worden.
Die Verteidiger sollen ihre Plädoyers am 10. Juli halten. Saddam ist unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.
Die Staatsanwaltschaft erklärte, Saddam und seine Getreuen hätten den Attentatsversuch auf den Präsidentenkonvoi in Dudschail als Vorwand für eine blutige Kampagne gegen die schiitischen Einwohner der Kleinstadt benutzt. In Vorbereitung ist derzeit außerdem noch ein Prozess gegen Saddam und andere frühere Regimegrößen wegen der Angriffe auf die Kurdengebiete im Nordirak.
Beobachter halten es für möglich, dass der Urteilsspruch im Dudschail-Prozess so lange hinausgezögert wird, bis auch dieser zweite Prozess abgeschlossen ist.
Japan will nach Angaben des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki seine Truppen aus dem Irak abziehen. Maliki erklärte gestern, dies solle bereits im kommenden Monat geschehen. Irakische Truppen würden die Aufgabe der Japaner in einer verhältnismäßig ruhigen Provinz 300 Kilometer südlich von Bagdad übernehmen. Das 600 Mann starke japanische Kontingent besteht hauptsächlich aus Ingenieuren und medizinischem Personal.
Im Irak ist die US-Armee gestern massiv gegen Aufständische in der Rebellen-Hochburg Ramadi vorgegangen. Nach Angaben von Augenzeugen setzte das Militär dabei Hubschrauber und Kampfflugzeuge ein. Panzer fuhren durch die Straßen und Explosionen waren zu hören. Soldaten der USA und aus dem Irak besetzten strategisch wichtige Punkte der Stadt 70 Kilometer westlich von Bagdad.
Der Irak will erstmals selbst für die Sicherheit in einer seiner Provinzen sorgen, die außerhalb des relativ friedlichen Nordens liegt. Eine Übertragung der Verantwortlichkeiten auf irakische Soldaten ist für die USA zentrale Voraussetzung dafür, dass sich die US-geführten Koalitionstruppen schrittweise aus dem Irak zurückziehen. Ministerpräsident Nuri al-Maliki teilte mit, irakische Kräfte würden von Juli an für die Sicherheit in der Provinz Muthana im Süden des Landes verantwortlich sein.
Derzeit haben im Süden Iraks Koalitionstruppen unter britischem Kommando die Verantwortung, zu denen etwa auch japanische und australische Soldaten gehören.

Artikel vom 20.06.2006