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Klinsmann sieht
auch die Fehler

Merkel: »wunderschönes Spiel«

Berlin (WB/jen). Bundestrainer Jürgen Klinsmann war sehr erfreut über den Sieg und den Einzug ins Achtelfinale. Direkt nach dem 3:0 gegen Ecuador aber legte er den Finger in einige Wunden.

»Im Vergleich zum Polen-Spiel war das eine Nummer schlechter. Wir haben hinten zu viel herumgespielt, das kann ich nicht mitansehen. Außerdem passte die Abstimmung zwischen Abwehr und Mittelfeld nicht, und es gab zu viele Fehler im Passspiel von hinten heraus«, kritisierte Klinsmann. Ab dem Achtelfinale am Samstag »kommt eine andere Kategorie. Jetzt kommen die Knaller. Aber wir haben uns Selbstvertrauen geholt«, erklärte der Trainer.
Dass bei Stürmer Lukas Podolski (»Viele haben mir im Vorfeld gewünscht, dass ich das Tor mache. In der 57. Minute hat es dann endlich geklappt«) endlich der Knoten platzte, freute den Cheftrainer der Nation ebenfalls. »Lukas nimmt sich die Kritik zu Herzen. Er hat in uns einen starken Rückhalt, weil er immer alles versucht«, lobte Klinsmann den Angreifer, der seinen ersten WM-Treffer erzielte.
Miroslav Klose hat nach seinem Doppelpack mittlerweile neun Tore in zehn WM-Spielen markiert und zog in der deutschen Rangliste mit Uwe Seeler und Karl-Heinz Rummenigge gleich. »Miro ist bei uns ein absoluter Führungsspieler mit großen Ambitionen«, sagte Klinsmann, der sich noch einen kleinen Versprecher leistete: »Der Miro ist seit Monaten in bestechlicher Form.«
Der hochgelobte Stürmer erklärte: »Ich bin stolz, dass ich so eine Mannschaft habe und dass ich meine Form aus der Bundesliga in die WM bringen konnte. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich noch nicht am Ziel bin. Die Mannschaft hat weiter Großes vor, und daran arbeiten wir jeden Tag. Wir haben unser Minimalziel erreicht, jetzt geht es wieder bei Null los«, sagte der Stürmer von Werder Bremen, der den Blick sogleich auf die nächste Runde lenkte.
Kapitän Michael Ballack war etwas überrascht von der Vorstellung der Südamerikaner: »Einen so hohen Sieg hatten wir nicht erwartet. Es lief von Anfang an gut, wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Es ist wichtig für uns, dass wir uns Selbstvertrauen geholt haben. Jetzt kommen die dicken Brocken.« Der nächste Gegner ist Ballack relativ egal: »Wenn wir unsere Leistung bringen, können wir auch England oder Schweden schlagen.« Der 29-jährige Kopf der Mannschaft wurde als »Man of the Match« ausgezeichnet. »Vielleicht, weil ich so beherzt in die Zweikämpfe gegangen bin«, scherzte der mit einer gelben Karte vorbelastete Ballack, der sich in Zweikämpfen merklich zurückgehalten hatte.
Miro Klose hingegen konnte mit der Auszeichnung für seinen Kapitän leben: »Ich war ja schon beim ersten Spiel ÝMan of the MatchÜ. Ich brauche nicht zwei so Getränke-Dinger.« Der Spieler des Spiels erhält zur Belohnung einen silbernen Bierkrug.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war angetan vom Auftritt der deutschen Mannschaft: »Ein wunderschönes Spiel, weiter so.«

Artikel vom 21.06.2006