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Krise bei Opel-Mutter:
30 000 Stellen in Gefahr

Betriebsrat sieht schwarz - VW unter Kostendruck

Frankfurt (dpa). Die Arbeitnehmervertreter von General Motors (GM) befürchten einen weiteren massiven Stellenabbau in Westeuropa. »Rund 30000 Arbeitsplätze sind bei GM und angeschlossenen Zulieferern bis 2014 gefährdet, wenn die GM-Spitze ihre Pläne realisiert«, sagte GM-Europe-Betriebsratschef Klaus Franz.

Grundlage für diese Berechnung sei das Szenario des Opel-Mutterkonzerns General Motors für den schlimmsten Fall, wonach bis zu drei westeuropäische Werke geschlossen werden könnten. Derzeit ist das portugiesischen Werk Azambuja mit etwa 1150 Beschäftigten von Schließung bedroht. Dagegen wollen in der kommenden Woche auch Beschäftigte in deutschen Werken protestieren, nachdem in Portugal und Spanien bereits gestreikt wurde.
Die endgültige Entscheidung über das Aus für Azambuja soll laut »Automobilwoche« in etwa fünf Wochen fallen. Franz bezeichnete die Ankündigung von GM, die Entscheidung zur Schließung vorerst zu verschieben, als »durchsichtiges Management-Manöver«, mit dem der unbequeme Beschluss in die Sommerferien verlegt werden solle.
Der GM-Europe-Betriebsratschef kritisierte erneut den Aufbau eines neuen Werks in Warschau. »Trotz der knappen Kassen will die GM-Führung in Warschau mehr als 100 Millionen Euro in ein neues Werk investieren und dann bis zur Halskrause auslasten, statt die bestehenden Werke Azambuja und Gliwice mit Aufträgen zu bedenken«, sagte Franz. In Warschau sollten bis zu 60000 Einheiten des Opel-Corsa-Nachfolgers gebaut werden. Damit entstünde eine Bedrohung für das Werk Eisenach, in dem ausschließlich der Corsa gefertigt wird.
Bei dem Autobauer werden in Deutschland bis 2007 etwa 9000 der zuvor 32000 Stellen »sozialverträglich« abgebaut. Europaweit fallen 12000 Jobs weg.
Der Wolfsburger Autokonzern VW hat unterdesen einen »Spiegel«-Bericht zurückgewiesen, wonach Personalvorstand Horst Neumann die Zahl von 10 000 zusätzlich bedrohten Arbeitsplätzen bei dem Autokonzern genannt habe. Bisher hatte es geheißen, von der Sanierung der Kernmarke Volkswagen könnten bis zu 20 000 Arbeitsplätze betroffen sein.
Bei den derzeitigen Arbeitskosten, so der »Spiegel«, könne der nächste Golf nicht mehr rentabel in Wolfsburg gefertigt werden. Der Wolfsburger Autokonzern müsse zusätzlich in die Werke Brüssel und Mosel investieren, um dort mehr Autos herzustellen. Der Vorstand habe wegen der hohen Kosten bereits entschieden, dass der geplante neue Scirocco nicht in Wolfsburg, sondern in Portugal gebaut werde. S.2: Kommentar

Artikel vom 19.06.2006