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Vater und seine zwei Söhne sitzen in Haft

Nach der Bluttat in Paderborn stehen drei Personen unter dringendem Tatverdacht

An diesem Radweg in Paderborn wurde der Familienvater ermordet. Foto: Rüdiger Kache

Von Karl Pickhardt
Paderborn (WB). Blutspuren an der Kleidung machen aus Zeugen Tatverdächtige. Ein 66-jähriger Vater und seine beiden 15 und 17 Jahre alten Söhne wurden am Samstag in Haft genommen: Sie stehen unter dringendem Tatverdacht, einen dreifachen Familienvater (28) in der Nacht zum Freitag in Paderborn erstochen zu haben.
Es ging beim Mitternachts-Treffen am Rothebach vermutlich um Geld. Mit vier Begleitern tauchte in der Tatnacht der Georgier Oter O. am vereinbarten Treffpunkt auf. Dort erwarteten ihn bereits ein 66 Jahre alter Tschetschene, dessen beiden Söhne sowie weitere 15 bis 20 Personen. Oter O. und sein älterer Widersacher schrieen sich gegenseitig mit übelsten Schimpfwörtern an. Die beiden Streithähne entfernten sich von der Gruppe Richtung Rothebach.
Dort muss der Streit eskaliert sein, vermutet Staatsanwalt Ralf Vetter. Der Georgier versetzte nach Zeugenaussagen dem 66-Jährigen einen Faustschlag. Der Ältere prügelte daraufhin mit einem Gehstock auf den 28-Jährigen ein. Jetzt griffen auch die beiden Söhne des Tschetschenen ein, um ihrem Vater offenbar zu Hilfe zu kommen. Während die Jugendlichen das Opfer festhielten, soll der Vater weiter auf sein Opfer eingeschlagen haben. Staatsanwalt Vetter: »Dabei muss dem Opfer auch die tödliche Stichverletzung zugefügt worden sein«. Wer letztendlich das Messer geführt hat, ist noch unbekannt. Wie am Samstag berichtet, hatten Passanten kurz nach dem dramatischen Handgemenge die Leiche auf dem Gehweg am Rothebach gefunden.
Die Obduktion ergibt später, dass der Stich mit erheblicher Wucht erfolgt sein muss. Das Messer drang tief in den Körper ein und verletzte eine Schlagader: Oter O. verblutete in kürzester Zeit, sagte Polizeisprecher Michael Biermann und Arno Wittop von der Mordkommission Bielefeld.
Die Polizei traf in Tatortnähe etwa 20 aufgeregte Personen, die alle als Zeugen zur Polizeidienststelle gebracht wurden. Bei der Vernehmung fielen den Beamten Blutspuren an drei Personen auf. In der Wohnung des 66-Jährigen, der mit seiner Familie seit fünf Jahren in Paderborn lebt, fand die Mordkommission »Rothebach« weitere Beweismittel. Zusammen mit Zeugenaussagen erhärten sie den Tatverdacht.
Das festgenommene Trio wurde am späten Samstagnachmittag der Haftrichterin beim Amtsgericht Paderborn vorgeführt. Sie ordnete Untersuchungshaft an. Den Männern wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Der getötete Georgier, der schon seit längerem in Paderborn lebte, hinterlässt Frau und drei Kinder.

Artikel vom 19.06.2006