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Portugal gegen Mexiko
wohl mit besserer B-Elf

Trainer Scolari will seine fünf Gelbsünder schonen

Harsewinkel-Marienfeld (WB). Deco, Ronaldo, Pauleta, Costinha, Nano Valente. Fünf Namen, fünf gelbe Karten. Wird Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari im letzten Vorrundenspiel morgen in Gelsenkirchen gegen Mexiko (16 Uhr) sein Team komplett umbauen?

Fakt ist, dass diese fünf Spieler durch ihre Verwarnungen vorbelastet sind und bei weiteren »Gelben Kartons« im Achtelfinale gesperrt wären. Nach Abschluss der Vorrunde werden die alten Karten gestrichen. So will es die Fußballweltverband. »Ich weiß, dass diese Spieler in Gefahr sind. Es ist noch nichts entschieden«, sagte Scolari gestern. Man wolle jedenfalls alles daran setzen, Gruppensieger zu werden.
Das sieht auch Torhüter Ricardo so, der nach eigener Aussage am liebsten am Sonntag spielen möchte. Gegen Holland oder Argentinien? »Ist mir egal.« Er kritisierte vor allem die Schiedsrichterleistungen in den Spielen seiner Elf gegen Angola und gegen den Iran. »Die haben zu kleinkariert gepfiffen. Deshalb haben wir auch so viele gelbe Karten. Aber die großen Fouls haben sie übersehen.« Kung Fu gab es gegen den Iran: Hossein Kaebi streckte Luís Figo nieder. Kaebis Fuß traf den Kapitän mitten ins Gesicht. Danach staunten alle über die Nehmerqualitäten des Portugiesen. Figo zeigte auf seinen kleinen, blauen Fleck auf seiner rechten Wange: »Alles halb so schlimm.«
Jetzt will man sich in erster Linie auf den letzten Vorrundengegner Mexiko konzentrieren. Portugals Abwehrrecke Miguel sieht in Rafael Marquez (FC Barcelona) den gefährlichsten Spieler Mexikos. »Auf den müssen wir achten. Haben wir den im Griff, ist das die halbe Miete.«
Die Medien in der Heimat feiern Deco als einen Zauberer und Figo als Denker und Lenker des Teams. Nach 40 Jahren Erfolglosigkeit bei einer Weltmeisterschaft hofft Portugal nun auf den ganz großen Coup. Zuletzt gelang das 1966 in England, als die Portugiesen mit ihrer Legende Eusébio einen sensationellen dritten Platz schafften.
Auch diesmal ist Eusébio dabei, allerdings nur zur moralischen Unterstützung. »Ich habe ihn hier in Marienfeld kennengelernt. Ich habe ihn vorher nie gesehen. Er ist eine andere Generation. Aber ihn hier zu haben, hilft uns bestimmt«, sagte Keeper Ricardo. Eusébio hat - wie Trainer Scolari auch - in Ostwestfalen seine Liebe zum Fahrradfahren entdeckt. In jeder freien Minute radelt der 62-Jährige über das Hotelgelände und zum Training. Radfahren, so versichert ein Journalist aus Lissabon, sei in Portugal und in Brasilien kaum verbreitet: »Da sieht man ganz selten Fahrräder.«
Heute morgen startet Portugal mit dem Bus in Richtung Gelsenkirchen. Drei Kradfahrer der Essener Polizei begleiten das Team.

Artikel vom 20.06.2006